Die Caritas Oberösterreich hat eine Inklusive Redaktion gegründet, in der Menschen mit Beeinträchtigungen aus umliegenden Caritas-Standorten, die bei der Caritas wohnen, arbeiten und/oder in Ausbildung sind, Mitarbeiter:innen der Caritas und eine externe Kommunikationsexpertin gemeinsam ein vierzehnköpfiges journalistisches Team bilden. Wir haben die Redakteur:innen zum Interview gebeten.
Wie sieht ein typischer Arbeitstag in der Inklusiven Redaktion aus?
Einen typischen Arbeitstag in dem Sinne gibt es nicht wirklich. Die meisten von uns gehen einer (hauptberuflichen) Tätigkeit nach, aber planen immer wieder Zeit für Redaktionsarbeiten ein. Wir halten in etwa alle zwei Monate Redaktionskonferenzen ab, in denen wir Vergangenes besprechen und neue Artikel planen, diese setzen wir dann Schritt für Schritt um. Die Redakteur:innen im Team arbeiten oft gemeinsam an den Berichten. Zudem bringt jedes Mitglied andere Fähigkeiten mit. Während die einen lieber schreiben oder fotografieren, nehmen andere lieber Videos oder Podcasts auf. Dadurch entsteht eine bunte Mischung an Sichtweisen, durch die man viel lernen kann.
Auf welche Erfolge oder Projekte blickt ihr gerne zurück?
Letztes Jahr erlebte die Inklusive Redaktion einen großen Erfolg. Im Zuge des Caritas Europa Innovation Festivals wurde das Projekt vor einem internationalen Publikum präsentiert. Damit einher ging der „Lighthouse Project 2023“-Preis, den die Inklusive Redaktion mit nach Hause nehmen durfte. In weiterer Folge hatten zwei Redaktionsmitglieder bei einem Deep-Dive-Event in Valencia die Möglichkeit, das Konzept der inklusiven Medienarbeit vorzustellen.
Warum habt ihr euch als Team entschieden, bewusst etwas für die Förderung von Menschen mit Beeinträchtigungen zu tun?
Die Caritas Oberösterreich bietet Menschen mit Beeinträchtigungen ein großes Angebot – für Kinder, Jugendliche und Erwachsene. Selbstbestimmtheit und individuelle Förderung haben einen großen Stellenwert. Darüber hinaus setzt sich die Caritas OÖ für die Teilhabe in allen Lebensbereichen ein. Damit Menschen mit Beeinträchtigung auch im kreativen Schaffensprozess mitwirken können, haben wir die Inklusive Redaktion gegründet. Ein weiterer Aspekt ist natürlich der klassische Nachrichtenwert, den der Journalismus bietet.
Sind diverse Teams erfolgreicher?
Diverse Teams haben einen großen Vorteil. Sie sorgen dafür, dass auch Stimmen gehört werden, die oftmals überhört werden. Das hilft dabei, neue Ideen zu kreieren und neue Wege zu gehen. Was unser Team auch ausmacht, ist der rücksichtsvolle Umgang miteinander. Das gegenseitige Verständnis und Voneinander-Lernen ist eine große Bereicherung. Ein großer Vorteil ist es auch, dass wir unser eigenes Tempo bestimmen – abseits von strikten Deadlines und strengen Zielvorgaben.
Welche Rückmeldungen aus der Gesellschaft erhaltet ihr als Antwort auf eure Redaktion?
Bei den Personen, die uns kennen, ist die Zustimmung sehr groß. Wir werden beispielsweise für Co-Moderationen bei Veranstaltungen angefragt. So kam es zum Beispiel auch dazu, dass Cornelia Pfeiffer, ein Mitglied des inklusiven Redaktionsteams, durch eine Talkrunde mit Landesrat Wolfgang Hattmannsdorfer geführt hat. Vor Kurzem wurden einige Redaktionsmitglieder zu einer Filmpremiere nach Wien eingeladen. Gezeigt wurde der Film „it works 2“, der in der neuen Fassung Untertitel und eine Audiodeskription beinhaltet. Dem Regisseur Fridolin Schönwiese war es wichtig, die Meinung von Expert:innen einzuholen.
Wieso sollten auch andere Institutionen oder Unternehmen Inklusive Redaktionen fördern?
Unsere Gesellschaft ist divers, es liegt in der Verantwortung jeder Person, Inklusion zu fördern und zu leben. Besonders im Journalismus ist es wichtig, dass die Meinungen von allen Personen vertreten und abgebildet werden.
Es ist mir wichtig, dass Menschen mit Beeinträchtigung in die Mitte der Gesellschaft geholt werden.
Andreas Knogler
Mitglied der Inklusiven Redaktion, Caritas OÖ