×


Wir wollen dir schreiben ...

... und zwar pünktlich donnerstags.


Der Newsletter ist kostenfrei und kann jederzeit abbestellt werden.

Eine erfolgreiche Schnapsidee

Die Banken wollten kein Geld dafür hergeben. Landwirte in der Region belächelten die Pläne. Doch die „Schnapsidee“ ist aufgegangen: Peter Affenzeller hat am elterlichen Hof erfolgreich die Kühe gegen Whisky-Fässer getauscht. Der 31-Jährige verkauft mittlerweile jährlich 35.000 Liter Alkohol und begrüßt jedes Jahr über 25.000 Besucher in seiner Whisky-Destillerie im Mühlviertel.

Alberndorf in der Riedmark ist eine kleine Gemeinde im Oberen Mühlviertel, rund eine halbe Autostunde von Linz entfernt. Nach der Abfahrt von der Autobahn in Gallneukirchen sind es noch knapp neun Kilometer durch das hügelige Mühlviertel. Der Weg führt durch einige typisch ländliche Ortschaften, bis das Ziel erreicht ist: die Whisky-Destillerie von Peter Affenzeller. Später beim Rundgang durch den Schaubetrieb und das modern eingerichtete Café erzählt der junge Unternehmer, dass seine Idee, eine Whisky-Destillerie zu bauen, in der näheren Umgebung anfangs für heftigen Gesprächsstoff sorgte und von den Landwirten stark belächelt wurde. Das ist nach dem Anfahrtsweg durch die traditionelle ländliche Gegend gut nachvollziehbar. Denn für einen typischen landwirtschaftlichen Betrieb hat sich der junge Unternehmer nicht entschieden. Affenzeller tauschte die Kühe am elterlichen Hof gegen Whisky-Fässer und produziert mit Getreide vom eigenen Hof Whisky, Vodka und Gin. Mittlerweile verkauft er jährlich 35.000 Liter Alkohol, im vergangenem Jahr besuchten 25.000 Gäste aus ganz Österreich und darüber hinaus den Betrieb. Doch bis dahin war es ein langer Weg. 2011 hatte Affenzeller begonnen, den Hof langsam umzustrukturieren. 2015 wirtschaftete der Mühlviertler erstmals positiv. „Ich war lange in den roten Zahlen“, erzählt Affenzeller und erinnert sich an die „eine oder andere schlaflose Nacht“.

Doch wie kommt man überhaupt auf die Idee, im Mühlviertel Whisky herzustellen? Es ist ein Brennrecht auf dem Haus, die Eltern haben einmal im Jahr eine Woche klassische Obstbrände gebrannt. Dazu ist die gesamte Verwandtschaft auf den Hof gekommen, es wurde Karten gespielt, erinnert sich Affenzeller, dass er bereits als kleiner Junge beim Schnapsbrennen dabei war. Jahre später habe er bei Blindverkostungen gemerkt, dass er unterschiedliche Rezepturen rausschmecken könne. Da ihn Whisky immer besonders fasziniert habe, machte er mit 18 Jahren den ersten Versuch, mit Getreide vom elterlichen Hof einen Whisky zu destillieren. Sechs Jahre später, 2011, bekam Affenzeller die erste internationale Prämierung, sein Whisky wurde unter 1.600 Destillaten mit der Silbermedaille ausgezeichnet. Affenzeller dazu: „Ich bin ohne jegliche Erwartungen hingefahren, der Gewinn war ein Wahnsinnsmoment. Mein Traum von der eigenen Whisky-Destillerie ist damit in erreichbare Nähe gerückt.“

Kein Spaziergang

Mittlerweile sind sechs Jahre vergangen. Affenzeller hat mit viel Herzblut und Ausdauer einen beachtlichen Betrieb aufgebaut. Ein Spaziergang sei dies aber nicht gewesen, erinnert sich Affenzeller an eine Reihe von Schwierigkeiten: Die Banken hielten von seiner „Schnapsidee“ nichts. Die Landwirte in der Region belächelten ihn anfangs. Rückhalt bekam er von Anfang an von den Eltern: „Sie haben immer an mich geglaubt und für mich bei meinem ersten Kredit mit 21 Jahren gebürgt.“

Im Jahr 2013 stand Affenzeller vor einer schwierigen Entscheidung. Die Arbeit in der Whisky-Brennerei wurde immer mehr und Affenzeller konnte diese nur mehr schwer mit seinem Vollzeit-Job als gelernter Elektroniker vereinbaren. „Ich wollte weniger Stunden auswärts arbeiten, aber das ging nicht. Nach einem Tag habe ich dann die Entscheidung getroffen, dass ich kündige und 100 Prozent der Zeit in meinen eigenen Betrieb investiere.“ Wiederum wurde Affenzeller belächelt, die Arbeitskollegen konnten seine Entscheidung nicht nachvollziehen. Doch erneut überzeugte Affenzeller die Skeptiker. Er gewann bei der „Whisky-Europameisterschaft“ den ersten Platz, sein Bekanntheitsgrad stieg. Die ersten Besucher kamen auf den Hof und er begann, diesen schrittweise zu vergrößern und zu einem Schaubetrieb umzubauen. Zuerst kamen ein kleiner Shop für Verkostungen und ein Parkplatz dazu. Als die Besucherzahl weiter stieg, wurden ein Busparkplatz und ein Kinosaal errichtet. Im Jahr 2015 kam ein Café sowie eine Sonnenterrasse dazu und auch die Produktpalette wurde um Vodka und Gin unter der Marke „White Swan“ erweitert. Es folgte ein Hubschrauberlandeplatz. Die Pläne für den nächsten Umbau wurden bereits eingereicht. Es soll ein Schaubereich für die 400 gelagerten Fässer gebaut werden, die jetzt nicht besichtigt werden können. Ab Anfang 2018 sollen die Whisky-Fässer in einem Hochregallager hinter Glas aufbewahrt werden und es soll dort auch einen Hall of Fame geben, wo für eine Jahresgebühr eine Whisky-Patenschaft übernommen werden kann. Die Paten können ihr Fass mit ihrem Whisky während der notwendigen Lagerzeit besuchen. Weitere Baupläne hat Affenzeller vorerst keine, will aber nichts ausschließen. Der Betrieb habe sich schrittweise entwickelt und so soll es auch weitergehen: „Ich will ein gesundes Wachstum. Seit 2015 wirtschaften wir positiv, aber es müssen natürlich noch Investitionen abbezahlt werden.“

Rohstoffe aus der Region

Die lange Lagerzeit von Whisky – gesetzlich sind drei Jahre und ein Tag vorgeschrieben – war es auch, die Affenzeller zu Beginn seiner Unternehmertätigkeit beinahe in den Ruin getrieben hätte: „Ich habe jahrelang nur investiert und nichts verkaufen können.“ Die Schlinge sei immer enger geworden, die Bank habe schon ordentlich geschwitzt und auch das Finanzamt wollte Geld haben. Affenzeller bekam in dieser Zeit den Ratschlag, einmal mit einem Obstbrand zum Verkaufen anzufangen, um endlich Umsatz zu machen. Doch das wollte er nicht. Seine Rettung war schließlich der Preisregen bei den „Whisky-Europameisterschaften“ – Peter Affenzellers Whisky wurde drei Jahre in Serie zum Whisky des Jahres ausgezeichnet: Die Prämierungen brachten schnell Dynamik in den Verkauf, die anfängliche Durststrecke konnte so ausgeglichen werden.

Affenzeller sei es von Anfang an wichtig gewesen, ein „ehrliches Produkt aus der Region im High Level-Bereich“ herzustellen: „Ich wollte nie ein Supermarkt-Produzent sein, der im Cent-Bereich verhandeln muss.“ Alle Rohstoffe kommen aus der Umgebung, der Vater kümmert sich um den Anbau und die Ernte des Getreides und auch seine Mutter, Schwester und der Onkel arbeiten im Betrieb. Dass Affenzeller einmal den elterlichen Hof übernehmen werde, war immer ausgemacht. „Ich habe aber gesehen, dass man in der Landwirtschaft etwas verändern muss, weil es besonders kleinstrukturierte Betriebe immer schwerer haben.“ Nun hat Affenzeller neun angestellte Mitarbeiter. 70 Prozent der Produkte werden ab Hof verkauft, der Rest geht an die Spitzengastronomie, Hotels und in den ausgewählten Fachhandel. Der Kernabsatzmarkt ist Österreich. „In Kärnten und Wien sind wir noch relativ schwach aufgestellt, das forcieren wir dieses Jahr“, so Affenzeller. Weiters wolle man in naher Zukunft auch den Absatz im Ausland steigern. Affenzeller hat die gesetzliche Erlaubnis für den Verkauf seiner Produkte in zwanzig Ländern. Die Produktionsmenge wird ständig gesteigert, eine Industrie wolle man aber nicht werden. „Ich habe schon relativ große Anfragen bekommen“, sagt Affenzeller und nennt als Beispiel das Kaufangebot für die ganze Jahresproduktion für den asiatischen Markt. Auf die Frage, wie viel von seiner Jahresproduktion der junge Unternehmer selbst trinkt, lacht Affenzeller und sagt: „Wahrscheinlich am wenigsten – ich bin viel mit dem Auto unterwegs.“

"Ich habe jahrelang nur investiert und nichts verkaufen können – die Schlinge ist immer enger geworden und die Bank hat auch schon ordentlich geschwitzt."

Peter AffenzellerGründer, Whisky-Destillerie im Mühlviertel

#Ähnliche Artikel

Genussland pur

„Den echten Geschmack einer Region zu erkosten und zu genießen, wird immer mehr zu einem Leitmotiv im Tourismus“, sagt Agrar-Landesrat Max Hiegelsberger. Auch Oberösterreich soll sich deshalb durch ein Zusammenwirken der regionalen Betriebe mit dem heimischen Tourismus eine Sonderstellung bei Genusstouristen erarbeiten. Die Voraussetzungen dafür wären jedenfalls gut.

„Kernöl ist das i-Tüpferl“

2016 gründete Verena Kassar gemeinsam mit Sarah Reindl [„Das Gramm“](https://www.dasgramm.at/), das erste verpackungsfreie Geschäft in Graz. „Wir waren damals auf der Suche nach der Traumfirma, die in alle Richtungen fair wirtschaftet. Die gab es aber nicht, also haben wir selbst eine gegründet, wo das möglich ist“, so Kassar. Vier Jahre später hat sich ihr Konzept bewiesen: 2018 eröffneten die beiden Gründerinnen einen zweiten Markt, „Das Dekagramm“, und jetzt entsteht in Kooperation mit Biogärtnerin Angelika Ertl, bekannt aus der ORF-Magazin-Sendung „heute leben“, eine eigene Bio-Landwirtschaft. Uns verrät die gebürtige Obersteirerin einiges über sich und ihr Heimatbundesland.

Du bist, was du (nicht) isst!

Hanni Rützlers jährlicher „Foodreport“ dient Lebensmittelherstellern, Gastronomen und Lebensmittelhändlern als Grundlage für Zukunftsentscheidungen. Wir erklären fünf Trends daraus und stellen vier österreichische Unternehmen vor, deren Geschäftsmodelle genau den Geschmack der Zeit treffen.

Essen wie Gott im Mostviertel

Für die Mostviertler Feldversuche lud die Destillerie Farthofer zum gemeinsamen Kochen und Essen in den Birnengarten. Haubenköchin Theresia Palmetzhofer kreierte ein Menü rund um den Mostbirnenbaum.

Oberösterreich aufgetischt

Linzer Torte, Selchfleisch und Knödel – die Dreifaltigkeit der oberösterreichischen Küche. Richtig interessant wird es aber erst abseits dieser Klassiker. Denn im Land ob der Enns ist man äußerst emsig, wenn es um ungewöhnliche Lebensmittel geht.

PR

Gemüse aus dem städtischen Umfeld

Immer mehr Menschen zieht es in die Städte – die Versorgung der wachsenden Bevölkerung mit Agrarprodukten ist eine große Herausforderung. Daher sind neue Agrarsysteme notwendig. Der Lehrstuhl für Verfahrenstechnik des industriellen Umweltschutzes der Montanuniversität Leoben ist an einem entsprechenden deutschen Forschungsprojekt beteiligt.

Mit dem richtigen Gefühl

Im Job arbeiten die beiden täglich zusammen. Am Herd, oder besser gesagt am Griller, sind die Herren noch nie gemeinsam gestanden. Und doch funktioniert es reibungslos miteinander. Denn Florian Hütthaler, Eigentümer des gleichnamigen Schwanenstädter Fleischverarbeiters, und Tierarzt Dominik Eckl, der sich im Familienunternehmen um den Aufbau der Tierwohl-Marke kümmert, sind es gewohnt, mit Neuem umzugehen. Das Erfolgsrezept dazu bekommen wir von den zwei Machern am Griller im Hause Hütthaler.

Von Freiluft-Betten und exotischen Pflanzen

Die Landwirte leiden unter sinkenden Preisen, viele geben den Kampf gegen den Preisverfall und gleichzeitig die Landwirtschaft auf. Wir zeigen eine Auswahl von Landwirten in Oberösterreich, die mit kreativen Ideen ihren eigenen Weg gehen und mit Originalität bei den Konsumenten punkten.

Wo sich Tiere (sau)wohl fühlen

Der Schwanenstädter Fleischverarbeiter Hütthaler setzt neue Standards bei der Fleischproduktion. Den Tieren soll es von der Geburt bis zur Schlachtung so gut wie möglich gehen. Konsumenten bekommen damit eine Alternative zum Fleisch aus konventioneller Tierhaltung, Landwirte eine Chance, dem Preisdruck zu entkommen.

PR

Endlich wieder Braustadt

Nach mehr als 40 Jahren wird in Linz wieder Bier gebraut. Die Brau Union Österreich lässt im ehemaligen Kraftwerk der Tabakfabrik die Marke Linzer Bier neu aufleben. Damit bedient das Unternehmen den Wunsch der Konsument:innen nach regionalen Sorten. Zu Besuch im neuen Herzen der Braustadt.

Luxusurlaub, bitte – aber grün

Ein respektvoller Umgang mit der Natur, ressourcenschonendes Handeln und Nachhaltigkeit als Teil eines modernen Lebensstils: Diese drei Sehnsuchtsorte verbinden all das und zeigen eindrucksvoll, wie grüner Tourismus gelingen kann.

PR

Ein Sudkessel, zwei Generationen

Als „jung und noch jünger“ bezeichnen sich Josef Wasner und Felix Schiffner von der Vorarlberger Brauerei Fohrenburg. Die beiden sympathischen Braumeister befinden sich zurzeit inmitten eines Generationenwechsels – im Sommer 2022 übernimmt Schiffner das Ruder, während sich sein Vorgänger bereits auf den wohlverdienten Ruhestand freut. Ein Gespräch mit zwei Generationen, die seit jeher ihr Handwerk lieben.

Kann Urlaub nachhaltig sein?

Hektisch wird‘s allemal, alle Jahre wieder garantiert zur selben Zeit. Im Weihnachts-Countdown angekommen, schreit es vor allem nach einem: nach einer Auszeit derbesonderen Art. Wie wäre es mit der nachhaltigen Urlaubsbox „BEWUSSTerLEBEN“ aus dem Hause [Invent](https://www.invent-europe.com/)? Als Novum unter den Urlaubserlebnissen bietet sich ein nachhaltiger Escape-Moment in ausgesuchten Premiumhotels zum Verschenken oder Selbstgenießen an.

PR

Gelebte Nachhaltigkeit bei Backaldrin

Das Familienunternehmen [backaldrin](https://www.backaldrin.com/de-at/) setzt seit vielen Jahren auf langfristige Partnerschaften, nachhaltiges Wirtschaften und verbindet die traditionelle Welt des Backens mit modernster Technik, steht für Qualität und Innovation und verliert dabei niemals die Natur aus den Augen.

Hungrig auf echt!

Wie entdeckt man eigentlich ein Land? Am besten wohl mit allen Sinnen: Man riecht die Natur, sieht sich die Landschaft, die Gebäude, die Dörfer und Städte an. Man hört den Menschen zu, die dort leben. Schmeckt, was sie gerne essen. Und spürt (im besten Fall), dass das alles echt ist. Und nicht inszeniert. Gott sei Dank (oder passend zum Herbst: Ernte sei Dank) hat sich Oberösterreich genau das zum Motto gemacht: „Hungrig auf echt.“ Hungrig auf echten Genuss, auf echte Erlebnisse, auf echte Begegnungen. Wo man das alles am besten erleben kann? Bitteschön: eine Landkarte, eine Speisekarte, eine Schatzkarte (kann man nehmen, wie man möchte) für die Zeit der Ernte in Oberösterreich.

Endlich Stille?

Ein Gründer, der möglicherweise die Heilung für ein weltweit stark verbreitetes Krankheitssymptom gefunden hat, eine Brille, die das eigene Smartphone zum 3D-Display macht, und ein Weinenthusiast, der seine Leidenschaft zum Beruf gemacht hat: drei spannende Gründungsgeschichten im Überblick.

PR

Die drei Meisterbrauer

Macht es überhaupt noch einen Unterschied, wo sich ein Unternehmen befindet? Löscht die Digitalisierung nicht alle Distanzen, aber auch alle lokalen Besonderheiten aus? Die Braumeister der drei steirischen Brauereien, die zur Brau Union Österreich gehören, treten den Gegenbeweis an: Ihre Erfahrungen zeigen, welche Chancen sich ergeben, wenn Unternehmen, Mitarbeiter und Standort miteinander in Kontakt treten.