Unternehmensberater hat Gernot Trücher in seinen 20 Jahren bei Magna Steyr schon einige erlebt und weiß daher, was gut ankommt: „Wir tauchen nicht als Besserwisser beim Kunden auf, sondern hören vor allem zu“, nennt er als Kern seiner Vorgangsweise. „Einer Person, die zehn Jahre an der Drehbank steht, braucht man nicht erklären, wie ihre Tätigkeit funktioniert. Lösungen müssen gemeinsam erarbeitet und umgesetzt werden, damit Mitarbeiter den Mehrwert erkennen können.“
Vor neun Jahren hat Magna Steyr mit Sitz in Graz einen eigenen Unternehmensbereich geschaffen, um die europaweit mehr als 120 Produktionsstandorte des Konzerns in puncto Effizienz und Performance zu unterstützen. Seit 2017 bietet Magna Steyr Industrial Services diese Expertise in den Bereichen Logistik, Shopfloor-Management und Prozessoptimierung auch konzernfremden Unternehmen an. „Bei diesen Themen sind wir in der Automobilindustrie besonders gut aufgestellt und felsenfest davon überzeugt, dass wir anderen Branchen einen Mehrwert bieten können“, argumentiert Trücher. „Es geht nicht nur um einen technischen Vorsprung, sondern um die über Jahrzehnte hart erarbeitete Praxis, deren Kernelemente auf viele Industriezweige übertragbar sind.“
Fachwissen bei Bedarf
Egal ob Lieferanten oder Lebensmittelbranche, ob kleine Tischlerei oder Werkzeughersteller: Zahlreiche Unternehmen haben bereits die praxisnahe Beratung von Industrial Services in Anspruch genommen. Und die Unternehmensleitung sehe „definitiv noch großes Wachstumspotential“, so Trücher.
150 Mitarbeiter sind es derzeit, die von den vier Standorten in Graz, China, Indien und Frankreich aus zu Kunden weltweit fahren – jeder einzelne mit vielen Jahren Berufserfahrung im Gepäck, wie Trücher betont. „Alle Mitarbeiter haben einen Produktions- oder Planungshintergrund, etwa die Hälfte davon direkt bei Magna.“ Brauche man darüber hinaus noch einen spezialisierten Experten, etwa für Werkstofftechnik, könne man auf die geballten Fachressourcen am Firmensitz in Graz zurückgreifen.
Wo man den Hebel ansetzt
Meist gehe es in den Beratungen zunächst aber einmal darum, überhaupt zu wissen, wo Handlungsbedarf bestehe: „Oft kann der Kunde nicht genau sagen, was nicht passt, sondern hat nur ein Gefühl, dass es nicht optimal läuft“, schildert Trücher. „Oder er kommt mit einem spezifischen Thema zu uns, und dann stellen wir fest, dass die Ursachen für Probleme ganz woanders als vermutet liegen.“
Umso wichtiger sei es, einen geschulten Blick von außen auf sämtliche Abläufe zu werfen: Innerhalb von ein bis zwei Tagen werden bei einem kostenlosen Quick Check das Unternehmen methodisch durchleuchtet und Informationen gesammelt, die oft nicht einmal der Produktionsleiter oder der Geschäftsführer parat haben: „Ich stelle immer die gleiche Frage: Woher wissen Sie, dass heute ein guter Tag war? Hat man in der richtigen Zeit in der richtigen Menge und Qualität produziert, hat man Ausschuss gehabt, hat man Probleme gelöst? Mindestens 95 Prozent der Unternehmen sind nicht in der Lage, diese Frage rasch und eindeutig zu beantworten“, berichtet Trücher. „Viele haben entweder gar keine Kennzahlen oder zu viele. Die können von uns lernen, wie man mit den richtigen Zahlen die Produktion führt und steuert.“
Wo er auch regelmäßig Handlungsbedarf entdecke, sei beim Thema Verschwendung: „Wir schauen uns den Produktionsprozess genau an: Was ist wertschöpfend und notwendig, kann aber vielleicht leaner gestaltet werden, oder worauf kann man verzichten?“ Dabei gehe es ganz praktisch um die Gestaltung der einzelnen Arbeitsplätze: „Wie stellt man kurze Wege sicher, wie kommt das Material zur Maschine, wie produziert der Mitarbeiter dort am effizientesten, wo sind seine Werkzeuge, wie erhält er seinen Auftrag und weiß, was zu tun ist?“
Direkte Begleitung
Gerade bei diesen Fragen sei es wichtig, sich ein konkretes Bild vor Ort zu machen und die Realisierung Schritt für Schritt zu begleiten: „Wir kommen selbst aus dem produktionsnahen Umfeld und begleiten direkt vor Ort. Wenn wir beim Kunden ein Projekt durchführen, definieren wir nicht nur einen Soll-Prozess und sind dann weg, sondern sind physisch bei der Umsetzung dabei, um zu zeigen, dass das, was wir versprochen und gemeinsam definiert haben, auch funktioniert.“
Egal ob ein Großauftrag die eigenen Kapazitäten übersteigt, eine komplett neue Fabrik aus dem Boden gestampft werden soll oder einfach präventiv ein kritischer Blick auf die internen Abläufe gefragt ist: An möglichen Betätigungsfeldern herrsche weder bei großen Konzernen noch in KMU ein Mangel, glaubt Trücher. „Gerade kleinere Unternehmen jedoch haben Angst, dass wir sie mit unseren Methoden erschlagen“, berichtet er über eine gewisse Hemmschwelle, die der Name Magna gelegentlich mit sich bringe. „Aber wir sind durch unsere eher kleinen Magna-Produktionsstandorte mit meist einigen hundert Mitarbeitern auf KMU trainiert. Es geht nicht immer nur ums Einsparen, sondern auch darum, wie man mit den vorhandenen Ressourcen einen größeren Output erzielt. So kann man ganz einfach Geld sparen.“