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Lang leben Karrieremessen!

Lang leben Karrieremessen!

Wie finden sich Arbeitgeber und Bewerber:innen?

Jobbörsen, Bewertungs-Plattformen, Business-Communitys und Bewerbungsportale gibt es wie Sand am Meer, die Auswahl scheint riesig. Durch Social Media kommen noch mehr Infos in noch schnellerer Zeit. Information-Overload. Dann gibt es noch die Offline-Welt der Jobsuche. Mitten darunter: Karriereevents, Jobmessen und Networking-Veranstaltungen. Alle zielen darauf ab, den persönlichen Kontakt zwischen Unternehmen und Bewerber:in zu ermöglichen – noch vor der eigentlichen Bewerbung. Gerade seit der Pandemie, den Lockdowns und einem Viel-zu-viel an Online-Angeboten wissen wir mehr denn je: Die Möglichkeit zur persönlichen Begegnung ist durch nichts zu ersetzen!

Auf der Career Calling, Österreichs größter Karrieremesse, kommen zum Beispiel jährlich zwischen 100 und 150 Arbeitgeber und 3.500 bis 5.000 Studierende und Absolvent:innen zusammen. Vor Covid hieß es mehrmals: „Karrieremessen sind tot“. Heike Schreiner, Geschäftsführerin des WU ZBP Career Center, im Gespräch über die Bedeutung von Karriereevents und Face-to-Face-Begegnungen in unserer digitalen Welt.

„Die Offline-Welt wird überleben?“ – lohnt es sich heutzutage, an einer Karrieremesse teilzunehmen?

Versetzen wir uns kurz in Bewerber:innen: Das Absenden von Bewerbungen, vor allem das Befüllen der Online-Bewerbungsportale, ist aufwendig. Die Anzahl an Bewerbungen zum Jobeinstieg nimmt seit Jahren ab, zuletzt hat zum Beispiel ein:e WU Student:in zwischen fünf und acht Bewerbungen abgeschickt, um nach dem Studium in den Job einzusteigen. Bei Techniker:innen waren es noch weniger!

Veranstaltungen, die ein persönliches Kennenlernen von Arbeitgebern ermöglichen, stellen eine Abkürzung zum Job dar. Beim persönlichen Gespräch wird schnell klar, ob sich Werte der beiden Gesprächspartner:innen treffen, ob mitgebrachte Skills gesucht werden, ob für das Ausbildungsprofil passende Angebote im Unternehmen warten. Ist ein Fit möglich, fällt die Entscheidung leichter, für welche Jobs Bewerbungen losgeschickt werden.

In einer Welt, die so viele Antworten zulässt – Stichwort Google –, wird es zudem immer wichtiger, eine Möglichkeit zu haben, live und direkt Informationen zu bekommen und sie persönlich filtern zu können.

Im Vergleich zu früher: Welche Entwicklungen und Trends gibt es?

Auch wenn Veränderungen im Bewerbungs- bzw. Recruitingprozess an der Tagesordnung stehen, so ist eines unverändert: Für Bewerber:innen eröffnet sich mit dem Blick auf den potentiellen Arbeitsmarkt ein Dschungel an Arbeitgebern, Jobs, Möglichkeiten. Und gleichsam wird die Wahrnehmung immer selektiver: Selbst gesetzte Filter und durch Algorithmen gesteuerte Werbung lassen Bewerber:innen wiederum eine reduzierte Anzahl an potenziellen Arbeitgebern im Mindset haben. Waren es vor zehn Jahren noch acht bis zehn Unternehmen, an die Studierende als potenzielle Arbeitgeber gedacht haben, sind es heute nur noch vier bis sechs.

Welche Benefits haben Unternehmen durch eine Teilnahme an einem Karriereevent?

Hier liegen zwei klar auf der Hand: Zum einen sichtbar zu werden – sich aus dem Bewerbungsdschungel abzuheben – und zum anderen persönlich Antworten auf Fragen zu geben. Bei einer Karrieremesse ist es wie bei einer Online-Jobbörse: Alle Angebote befinden sich auf einem Platz. Stellen Sie sich einmal vor, jede:r Bewerber:in müsste jedes einzelne Unternehmen aufsuchen – bei einer Inhouse- oder On-Campus-Karriereveranstaltung. Oder anders gefragt: Bei der wievielten Karrierewebsite würde ein:e Studierende:r die Suche nach dem idealen Job beenden?

Worum geht es in der Regel: um Recruiting oder Branding?

Als Veranstalter einer Karrieremesse geht es uns vor allem darum, persönliche Kontakte zu ermöglichen. Wie weit dieses Kennenlernen geht, ist offen. Im besten Fall kommt es natürlich zum Recruiting und nicht nur zum Employer-Branding.

Der Recruitingprozess von heute verlangt jedoch leider (!) mehr Schritte. Und das wird von den Besucher:innen oft als hinderlich empfunden. Der Zwischenschritt über ein Bewerberportal wird meist als Bruch in der Kontaktaufnahme gesehen. Hier kann man durch eine gute „Candidate Journey“ sowohl im Recruiting als auch im Employer-Branding punkten.

Mit welchen Erwartungen kommen die Besucher:innen?

Mit den verschiedensten! Wer aktuell auf Jobsuche ist, nutzt ein Karriereevent, um konkrete Gespräche zu führen – das sind bei der Career Calling rund 30 Prozent der Besucher:innen. Ein weiteres Drittel nutzt Karriereevents, um sich über aktuelle Entwicklungen und neue Arbeitgeber zu informieren sowie mit bestehenden Kontakten wieder in Verbindung zu treten. Wieder ein anderes Drittel folgt unserem Rat und kommt bereits sehr früh im Studium auf die Messe. Einfach um schon frühzeitig Kontakte aufzubauen und die Weichen im Studium für den richtigen Job zu stellen.

Wie kann ein Unternehmen das Beste aus dem Karriereevent herausholen?

Indem es sich auf genau diese drei Zielgruppen vorbereitet. Für die Jobsuchenden kann man eine Jobwall mit den ausgedruckten (ja ausgedruckten!) Jobs am Messestand vorbereiten. Für alle anderen gilt es, offene, positive Mitarbeiter:innen an den Stand zu holen, die gerne mit jungen Menschen interagieren und das Unternehmen und die Recruitingprozesse gut kennen. Die eigenen Mitarbeiter:innen sind einmal mehr die Erfolgsfaktoren und: Mitarbeiter:innen werben Mitarbeiter:innen.

Welche No-Gos gibt es?

Der Verweis auf die Karrierewebsite, auch wenn’s gut gemeint ist, ist für Bewerber:innen ein No-Go. Denn diese finden sie auch ohne Empfehlung. Und dann sind es noch Kleinigkeiten: Mitarbeiter:innen, die sich am Messestand miteinander unterhalten, anstatt auf die Besucher:innen zuzugehen, oder die keine Informationen über die Bewerbungswege haben. Der Schlüssel für den Erfolg ist, wie gesagt, das Team vor Ort. Wir wissen, wie viel Personaleinsatz so eine Messe mit sich bringt, aber die richtige Besetzung des Messe-Teams ist essenziell.

Ihr Tipp für einen gelungenen Event …?

Wenn man sich bei der Vorbereitung der Teilnahme genau diese Frage stellt und konsequent überlegt, wie man dieses Ziel erreicht. Und man sich genau in die Rolle der Bewerber:innen versetzt und die Erreichung deren Ziele mit den eigenen Zielen abgleicht.

Heike Schreiner ist Geschäftsführerin des WU ZBP Career Center, Veranstalter der Career Calling, Österreichs größter Karrieremesse für Studierende und Absolvent:innen, die jährlich im Herbst in der Messe Wien stattfindet.