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Wie kann ein selbstbestimmtes Leben bis ins hohe Alter gelingen?

Wie kann ein selbstbestimmtes Leben bis ins hohe Alter gelingen?

Um dieser Frage nachzugehen, lud das Diakoniewerk gemeinsam mit Daniela Jopp, Forscherin an der Universität von Lausanne, zu einem Pressegespräch mit Impulsvorträgen ein. Eines wurde rasch klar: Unser Bild von älteren Menschen ist oft verstaubt und entspricht nicht deren wahren Bedürfnissen und Ressourcen. Das Diakoniewerk möchte gelingendes Altern unterstützen und setzt dabei auf neue Konzepte wie die soziale Dienstleistungsplattform „Allfred“.

Unsere Gesellschaft ist im Umbruch. Veränderte Familienstrukturen, kulturelle Prozesse wie Individualisierung, das Zusammenleben von Generationen, die unterschiedlicher kaum sein könnten, und ein rasanter demographischer Wandel. Für die Pflege und Betreuung von Menschen im Alter stellt der wachsende Mangel an Fachkräften noch eine weitere Herausforderung dar. Konzepte wie „mobil vor stationär“ sind ohne nachhaltige Reformen nicht wirksam. Um die Pflege bedarfsgerecht und zukunftsfit aufstellen zu können, sollten neue mutige Wege hin zu mehr Autonomie und Selbstbestimmung beschritten werden. Entsprechende Finanzierunglogiken und Betreuungsmodelle liegen bereits vor.

Studien mit 100-Jährigen

Daniela Jopp, Alternsforscherin von der Universität Lausanne, gab Einblicke in ihre Studien mit 100-Jährigen. Sie wies darauf hin, dass es derzeit eine deutliche Zunahme von sehr alten Personen gibt. Wir unterscheiden aber oft nicht zwischen verschiedenen Phasen des Alters. Das dritte Alter zwischen 65 und 80 geht mit ganz anderen Ressourcen, sozialem Umfeld und gesundheitlichen Einschränkungen einher als das vierte Alter ab 80 oder die extreme Langlebigkeit ab 100 Jahren. Wichtig ist ihr zu betonen, dass Alter nicht immer gleich Gesundheitseinschränkung und Verlust bedeutet. Je älter wir werden, desto mehr unterschieden sich unsere Fähigkeiten voneinander und innerhalb der älteren Bevölkerung gibt es eine große persönliche Varianz. Relevant für die Gesellschaft wäre, genau hinzusehen, welche Phase welche Unterstützungssysteme benötigt und den Alten ihre eigenen Ressourcen nicht gänzlich wegzunehmen.

Was haben 100-Jährige oft gemeinsam? Sie lebten ein „life in moderation“, das heißt gut ausgeglichen, auf die eigene Gesundheit achtend und aktiv. Eine höhere Bildung und ein ansprechender früherer Beruf sind oft ein gewisser Schutz gegen Demenzerkrankungen und körperliche und Freizeitaktivitäten unterstützen gelingendes Altern. Viele 100-Jährige haben auch noch eine eigene Leidenschaft, schätzen sozialen Austausch und entwickeln gute Bewältigungsstrategien für schwierige Situationen.

„Es braucht eine Systemreform!“

Daniela Palk, Vorständin im Diakoniewerk, betonte die Notwendigkeit, an einigen Stellschrauben im österreichischen System zu drehen, gerade um die Selbstbestimmung und die „Teilgabe“ von älteren Menschen weiter zu stärken. „Wir als Gesellschaft des langen Lebens haben eine Verpflichtung, auf die Ressourcen älterer Menschen Acht zu geben.“ In Zukunft sollten wir den Sozialraum, also das soziale Umfeld mit all den dort vorhandenen Ressourcen, und auch die Anliegen der Mitarbeitenden im Sozialbereich entsprechend in die Umgestaltung des Systems inkludieren. Ein Ansatz wäre, Pflegeheime stärker als Kompetenzzentren wahrzunehmen oder einen Teil des Pflegegeldes in einen Autonomiebeitrag umzuwandeln und so ein autonomes Leben länger zu ermöglichen.

Wir als Gesellschaft des langen Lebens haben eine Verpflichtung, auf die Ressourcen älterer Menschen Acht zu geben.

Daniela Palk (Vorständin Diakoniewerk)

Hilfe im Alltag

Ihr Kollege Martin Löfler, Geschäftsführer der Diakonie Syncare, stellte eben für dieses autonome Leben die soziale Dienstleistungsplattform „Allfred“ vor, die niederschwellige Unterstützung für ältere Menschen anbieten möchte. Allfred steht für „Alltag, Freizeit, Dienstleistung.“ Helfer:innen können sich dort unkompliziert registrieren und werden nach einem Eignungsgespräch mit dem Diakoniewerk über eine digitale Plattform unkompliziert mit Hilfebenötigenden vernetzt. „Allfred ersetzt keine medizinische Pflege, doch Begleitung im Alter ist mehr als Pflege“, betonte Löfler.

Man kann sich die Plattform wie Willhaben für Unterstützungsdienstleistungen vorstellen, in der sogar eine Chatmöglichkeit integriert ist. Bezahlt werden die Hilfsleistungen meist bilateral über Dienstleistungschecks. Für Unternehmen bietet sich auch die Möglichkeit an, ihre Mitarbeitenden zu Hilfsdienstleistungen zu motivieren, indem die Firma Abos kauft und die Codes für die Plattform dann an die Mitarbeitenden weitergibt. Allfred gibt es bereits seit 2018, nun wurde die digitale Version gelauncht. In den fünf Jahren entstanden bereits ca. 400 Helferpärchen. Sie leisten große Unterstützung für mehr Wahlfreiheit im Alter und Entlastung für pflegende Angehörige.

Nähere Infos: www.allfred.at