Durch die Bauwirtschaft weht der Wind der Nachhaltigkeit – doch kann das funktionieren? Einer, der es wissen muss, ist Stefan Graf. Sein Bauunternehmen Leyrer + Graf hat schon in den 1990er Jahren begonnen, Beton zu recyceln und Kreisläufe zu schließen. Über die richtigen Ökosysteme für ein tonnenschweres Gewerbe und warum es nichts bringt, an einem Baum zu ziehen, um ihn schneller wachsen zu lassen.
Die Baggerschaufel bohrt sich in den Boden, Metall trifft auf harten Untergrund. Wenige Meter entfernt bahnt sich ein Lastwagen seinen Weg. Eine typische Baustelle, und doch – irgendetwas fehlt an der Geräuschkulisse. Wo ist der Maschinenlärm geblieben? So oder ähnlich könnte die Baustelle der Zukunft aussehen. Stefan Graf schmunzelt. „Ich kann mir gut vorstellen, dass die E-Mobilität schon in zwei, drei Jahren auf der Baustelle angekommen ist. Mit der entsprechenden Energieversorgung könnte sie in fünf bis sechs Jahren zu einer gewissen Normalität werden.“ Der CEO von Leyrer + Graf, einem der erfolgreichsten Bauunternehmen Österreichs, sitzt am Rücksitz seiner Limousine und nutzt die Heimfahrt für ein Online-Interview.
Wie hat sich das Bewusstsein in der Bauwirtschaft verändert?
Stefan GrafMan muss nur die Augen aufmachen und sehen, was in der Welt passiert. Es herrscht echter Handlungsbedarf, auch für uns als ausführendes Unternehmen. Natürlich ist der Preis ein dominierendes Element im gesamten Bauwesen, doch Gesetze, nachhaltige Kriterien und persönliche Überzeugungen spielen eine immer größere Rolle. Bereits Mitte der 1990er Jahre haben wir mit dem Recyceln von Beton begonnen. Heute betreiben wir ein Betonwerk und vier Asphaltmischanlagen. Aktuell gibt es Überlegungen, wie man auch Ziegelstaub und Ziegelsplitt wieder nutzen kann. Es gibt etliche Schrauben, an denen man drehen kann.
Wenn man in die Zukunft blickt, welche Trends im Bauwesen sehen Sie?
Stefan Graf: Ich glaube, dass die Nachhaltigkeit DAS große Thema ist. In den letzten Jahren war es die Digitalisierung, nun kommt beides zusammen. Am Bau selbst ist die Energie das Thema, das uns beschäftigen wird. Wir brauchen sehr viel Energie, um die Arbeit für unsere Auftraggeber:innen zu verrichten. Für uns als Unternehmen stehen wesentliche Schritte auf dem Programm: Wir setzen beim eigenen Fuhrpark verstärkt auf E-Mobilität, auf die Produktion von grünem Strom und denken das Thema Wasserstoff an.
Muss der Staat den Betrieben bei dieser Transformation helfen?
Stefan GrafNein. Der Ruf nach Vater Staat ist immer schnell da, wenn es um Veränderungen geht. Man muss nur ein bisschen in die Geschichte zurückblicken: Der erste Personal Computer von IBM hat ein kleines Vermögen gekostet, heute kauft man sich das Gerät, ohne länger nachzudenken. Prototypen kosten immer viel Geld, weil hier die ganze Entwicklung hineinbudgetiert ist. Davor sollte man sich nicht fürchten. Ich sehe die Unternehmen immer als Treiber der Innovation.
Eine nachhaltige Transformation ist neu, bisher stand das Wachstum im Fokus. Wie sehen Sie das?
Stefan GrafIch bin der Überzeugung, Wachstum ist eine Folge. Wer erfolgreich wirtschaftet, wächst nahezu automatisch. Ein Baum wächst auch nicht, wenn man an ihm zieht. Es braucht das richtige Ökosystem dazu. Und das versuche ich für mein Unternehmen aufzubauen.
Welche Bestandteile braucht Ihr Ökosystem?
Stefan GrafLeyrer + Graf gibt es seit 1926, das bedeutet eine große Tradition als guten Boden. Gleichzeitig wollen wir am Puls der Zeit sein und mitgestalten. Und dann braucht es noch das richtige Team. Wir haben im Unternehmen Frauen, Männer, Leute vom Bau, aber auch Quereinsteiger:innen. Ich bin froh, dass ich diese Menschen um mich versammeln konnte. Diversität ist ein wichtiger Erfolgsfaktor für mich.
Wenn man so weit zurückblicken kann – in welchen Zeiträumen denken Sie?
Stefan GrafVon meiner Hoffnung her sehe ich 100 Jahre nach vorne. Bei der 200-Jahr-Feier werde ich wohl nicht mehr dabei sein (lacht), aber ganz aktiv sehe ich 30 Jahre nach vorne. Und mit meiner Familie im Rücken – den Eltern, meinem Bruder und meinen Söhnen – wird es eine vielversprechende Weiterentwicklung in Richtung Zukunft für Leyrer + Graf geben._
Ein Baum wächst auch nicht schneller, wenn man an ihm zieht.
Stefan Graf
CEO, Leyrer + Graf
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Leyrer + Graf sucht an allen Standorten Verstärkung,von gewerblichem Personal auf den Baustellen über Bauleitung, Technik, Verwaltung, Einkauf bis zur IT.
Nähere Infos auf: www.leyrer-graf.at/karriere/jobs