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„Die Startup-Welt ist eine aufregende Achterbahnfahrt“

„Die Startup-Welt ist eine aufregende Achterbahnfahrt“

Zum richtigen Zeitpunkt, am richtigen Ort und dann auch noch die richtige Unterstützung. Die Erfolgsgeschichte des Startups Tractive beginnt in etwa so. Was es (sonst noch so) braucht, um in der Gründerszene erfolgreich zu sein und warum das Business nichts für schwache Nerven ist, erzählt Tractive Gründer Michael Hurnaus in unserer MOMotto Serie.

Was ist das Spannende an der Startup Szene?

Michael Hurnaus: Hier agieren hauptsächlich junge Leute, die etwas bewegen, verändern oder bauen wollen. Egal wen man aus der Szene trifft: Jeder ist hochmotiviert und steht hinter seiner Sache.

Wann kam dir die zündende Idee zu Tractive?

Michael Hurnaus: Das war 2012. Ich habe damals in Amerika gelebt. Ein Arbeitskollege hat mir eine Message geschrieben, dass ihm sein Hund davongelaufen sei und ob ich ihm suchen helfen könnte. Wir haben ein paar Leute zusammengetrommelt und den Ausreißer schließlich zwei Stunden später wieder gefunden. Der Suchtrupp bestand aus einigen Techniker:innen und wir haben uns dann gefragt, warum es da eigentlich nicht irgendetwas gibt, mit dem man am Handy nachschauen kann, wo der Hund ist. Ein paar Tage später hat mich dann zufällig Florian Gschwandtner (Anm.: Gründer der erfolgreichen Lauf-App Runtastic) im Silicon Valley besucht. Ich habe ihm von der Idee erzählt. Er hat mich dazu ermutigt „einfach etwas zu bauen“. Daraufhin habe ich meinen Job in Amerika gekündigt, bin zurück nach Österreich und dann hat eines zum andern geführt. Eigentlich relativ naiv, muss man sagen.

Dein Mut wurde belohnt. Tractive ist heute sehr erfolgreich. Hast du irgendwann daran gezweifelt, dass das so wird?

Michael Hurnaus: Ich muss sagen, wir hatten in den letzten zehn Jahren ein sehr lineares, gutes Wachstum. Aber die Phasen des Zweifelns, die gibt’s natürlich. Gerade in den ersten zwei Monaten war es schon ein paar mal finanziell ganz eng. Ich sage immer, dass die ganze Startup Welt eine aufregende Achterbahnfahrt ist. Aber ich glaube, die Höhen sind noch höher und die Tiefen noch tiefer. Wenn es gut funktioniert, glaubt man Berge versetzen zu können. Und dann kann es sein, dass es zwei Stunden später schon wieder ganz anders ist. Speziell in den ersten zwei Jahre hatten wir viele Ups und Downs. Je stabiler das Unternehmen wird, umso mehr lernt man damit zu leben. Was nicht heißen soll, dass es zwangsläufig weniger aufregend wird.

Was waren die größten Herausforderungen?

Michael Hurnaus: Speziell rund um die Hardwareentwicklung hatten wir selbst sehr wenig Erfahrung. Das hatten wir uns ein bisschen einfacher vorgestellt, als es dann tatsächlich war. Technologisch gab und gibt es viele Herausforderungen rund um Mobilfunknetze, die viele Länder in den letzten Jahren von 2G zu 3G zu LTE geändert haben. Und gute Leute finden ist eine enorme Herausforderung. Wir hiren auf der ganzen Welt, aber es ist wirklich schwer, speziell hier in Österreich. Aber so geht‘s sicher vielen Unternehmen.

Warum warst du sicher, dass Tractive ein Erfolg wird?

Michael Hurnaus: Ich war von Anfang an sehr überzeugt, dass das nicht schiefgehen kann. Vielleicht aus einer gewissen Naivität heraus. Dass es dorthin geht wo wir heute sind, das hätten wir sicher damals nicht geglaubt. Wir sind sehr glücklich und stolz, dass es so ist.

Was bedeutet Erfolg für dich?

Michael Hurnaus: Ich glaube als Entrepreneur muss man gewissen Ehrgeiz mitbringen. Mir und meinem Gründerkollegen Wolfgang Reisinger, der neben mir in der Geschäftsführung sitzt, ist es enorm wichtig, ständig besser werden zu wollen. Der Erfolg ist dann die Bestätigung, dass das, was man macht, zumindest zu einem gewissen Grad richtig gewesen ist.  Worauf wir stolz sind ist, dass wir ein Unternehmen bauen, das sehr stark aber gesund wächst. Wir haben wirklich ein stabiles Unternehmen aufgebaut und das ist es, was für uns Erfolg bedeutet.

Das Unternehmen hat vor einem Jahr ein Investment von satten 29 Millionen Euro erhalten. Wo und wie wurde/wird das Geld investiert?

Michael Hurnaus: Wir finalisieren gerade ein neues Büro in Pasching für gut 250 Mitarbeiter:innen, mit Ausbaukapazität auf das Doppelte. Dieses werden wir im Juli beziehen. Wir haben auch einiges in den Teamaufbau investiert und entwickeln neue Produkte für Hund und Katze. Wir sind um die 170 Leute – 160 davon in Pasching und zehn weitere in Seattle (USA) – und suchen aktuell etwa 40 neue Mitarbeiter:innen für verschiedenste Aufgaben. 

Auch in die Markteinführung in den USA haben wir einiges investiert und dort ein Büro eröffnet. Bereits jetzt sind die USA unser am stärksten wachsender Markt und werden bald auch unser größter Markt sein. Auch in Europa gibt es noch viel Potenzial: Acht von zehn Hundebesitzer:innen wissen noch gar nicht, dass es diese Produktkategorie gibt. Und das wollen wir ändern. Sei es mit TV Werbung – die wir gerade in Deutschland mit Martin Rütter gestartet haben – oder wie auch immer wir die Hundebesitzer:innen am besten abholen können, um ihnen zu vermitteln: „Hey, da gibt es etwas und das ist mittlerweile schon sehr, sehr erschwinglich.“

Was wird in fünf Jahren bei Tractive anders sein als heute?

Michael Hurnaus: Wir werden in ein größeres Büro umgezogen sein, wir werden sicherlich ein viel größeres Team haben, wir werden hoffentlich noch Weltmarktführer sein in diesem Bereich und viel viel mehr Kunden mit unseren Produkten ausgestattet haben. Damit die Hundehalter:innen nicht mehr um ihre Wauzis fürchten müssen.

Welche drei Fragen sollte ich mir stellen, wenn ich daran denke, ein Startup zu gründen?

Michael Hurnaus: Erstens: Kann ich leicht in meinen ursprünglichen Job zurück, falls es nicht klappt? Wenn man diese Gewissheit im Hinterkopf hat, schläft es sich wesentlich entspannter. Zweitens: Wer ist ein:e gute:r Mitgründer:in? Es ist sehr sehr selten, dass ein Startup mit nur einem/einer Gründer:in erfolgreich wird. Ich würde zu einem oder zu zwei komplementären Mitgründer:innen raten. Drittens: Was will ich genau machen? Sehr viele Startups verzetteln sich und fokussieren sich zu wenig.

Was braucht es unbedingt, wenn man in die Startup Szene einsteigen möchte?

Michael Hurnaus: Durchhaltevermögen muss man auf jeden Fall haben. Ich glaube, man darf es nicht unterschätzen, wie schwer die Zeiten manchmal sind. Jeder kann gut Erfolge feiern, aber durchzuhalten, wenn es schwierig ist, kann zermürbend sein.

Welcher Rat hat dich wirklich weitergebracht?

Michael Hurnaus: Das wiederholt sich jetzt vielleicht ein bisschen, aber es war der Investor Hansi Hansmann, der immer zu uns gesagt hat: „Fokussiert euch auf eine Sache und macht die gut. Ihr braucht nicht viele Sachen, nur eine. Und die muss dann richtig gut sein.“

Wer hat euch sonst noch weitergeholfen?

Michael Hurnaus: Wir waren zu Beginn bis zu einem Gewissen Grad mit den Runtastic Gründern verbandelt. Wir waren bei ihnen im Büro untervermietet. Runtastic war uns immer zwei, drei Schritte voraus, so konnten wir wahnsinnig viel lernen. Ich würde jedem empfehlen, sich mit möglichst vielen anderen Unternehmen auszutauschen, die schon mindestens einen Schritt weiter sind. Da lernt man am meisten.

Was würdest du aus heutiger Sicht anders machen?

Michael Hurnaus: Wir haben anfangs aus Kostengründen viele Leute direkt von der Uni angeheuert. Wir sind mit einem Team gestartet, das sehr wenig Erfahrung hatte. Auf der einen Seite war‘s gut, weil die Leute fast ein bisschen naiv an die Sache herangegangen sind und nicht genau wussten, was geht und was nicht. Auf der anderen Seite würde ich heute wahrscheinlich schneller erfahrene Leute für gewisse Positionen ins Boot holen, weil man dann einfach viel schneller und effizienter arbeiten kann.

WORTGEWAND(T)

Mein Morgenritual, um in den Tag zu starten_ gleich mit Arbeiten zu beginnen.

Motivierend sind für mich_ die Erfolge, die zwischendurch kommen.

Schlechte Laune vertreibe ich_ mit Laufen.

Energie und Kraft tanke ich mit_ meiner Familie.

Inspirierend sind für mich_ andere Gründer:innen und Unternehmer:innen, die erfolgreich sind.

Startup life bedeutet_ für eine lange Zeit auf viel verzichten können.

Diese drei Apps sollte man unbedingt kennen_ Tractive, Runtastic und Spotify.

Über Tractive: Der Tractive GPS Tracker ist ein Ortungsgerät, welches ermöglicht, die aktuelle Position des Haustieres jederzeit und überall abzurufen. Mithilfe der Live-Tracking-Funktion können Hund oder Katze in der Tractive Smartphone-App oder auf dem PC in Echtzeit verfolgt werden.

tractive

Tractive-Gründer Michael Hurnaus spricht im Interview über das auf und Ab seiner Erfolgsgeschichte.