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Die Vor- und Nachteile einer Vier-Tage-Woche

Die Vor- und Nachteile einer Vier-Tage-Woche

Spätestens wenn man in den Genuss von Feiertagen kommt und in dieser Woche weniger arbeiten muss, fragen sich viele: „Könnte das nicht immer so sein?“ Island hat genau das in einem Experiment ausprobiert. Und spielt seither mit dem Gedanken, der traditionellen Arbeitszeit den Rücken zu kehren. Was spricht dafür und was dagegen? Passend zur 4-Tage-Woche zeigen wir euch vier Vor- und Nachteile.

4 Vorteile der 4-Tage-Woche

#1 Konstante Produktivität

„Wie viel Leistung bringen wir in weniger Zeit?“ – diese Frage stellen sich vor allem Arbeitgeber:innen. „Kommt drauf an“, lautet die Antwort. Denn in beiden isländischen Testläufen hat sich gezeigt, dass die Gesamtleistung im Großen und Ganzen gleich geblieben ist. Trotz eines Wochentages weniger, blieb die Produktivität konstant. Zum einen spricht das für eine höhere Effizienz. Zum anderen spielt auch die Arbeitszeit an sich eine Rolle. Wer als Unternehmen eine 4-Tage-Woche einführt, muss sich im Vorfeld überlegen, ob die Wochenstunden ebenfalls angepasst werden sollen. Bleibt man bei 40 Stunden, arbeitet man täglich mehr und länger. Oder senkt man lieber die wöchentliche Arbeitszeit? Und wenn ja, auf wie viele Stunden?

#2 Gesündere Mitarbeiter:innen

Im isländischen Beispiel wurden tatsächlich weniger als 40 Stunden wöchentlich gearbeitet. Eine der auffälligsten Veränderungen: Weniger Mitarbeiter:innen haben sich krank gemeldet. Der Grund? Viele Teilnehmer:innen des Experiments haben ihr höheres Freizeitpensum beispielsweise für sportliche Aktivitäten und mehr Erholung genutzt. Ob die Angestellten dadurch tatsächlich gesünder werden oder einfach weniger „Auszeit“ benötigen, ist dabei unklar. Der Vorteil für Arbeitgeber:innen bleibt aber in jedem Fall, dass sie weniger krankheitsbedingte Ausfälle beklagen müssen. Außerdem besteht für Arbeitnehmer:innen so die Möglichkeit, privaten Terminen und Verpflichtungen an den zusätzlichen freien Tagen nachzukommen – seien es ein Arztbesuch oder banale Dinge wie Reifen wechseln.

#3 Keine Angst vor Überstunden

Wer bei einem Blick in den eigenen Terminkalender denkt: „Oje, der Tag kann nicht genug Stunden und die Woche nicht genügend Tage haben“, den können wir beruhigen. Im Vergleich zur klassischen 5-Tage-Woche ist die Zahl der geleisteten Überstunden nur minimal gestiegen. Mit dem Wissen, einen zusätzlichen freien Tag in der Woche zu haben, sind Angestellte zudem eher bereit, hin und wieder länger zu arbeiten.

#4 Weniger aufwendig als erwartet

Wenn es gelingt, die grundlegenden Herausforderung konstruktiv zu lösen, steht der Umstellung nichts mehr im Wege. Welche Tage kommen in Frage und gelten für alle Mitarbeitenden die selben? Wieviele Wochenstunden sieht das neue Modell vor? Ist diese Lösung starr oder flexibel? Und wie beeinflussen die Änderung andere Themen, wie zum Beispiel das Gehalt? Das sind die entscheidenden Fragen, die es zu beantworten gilt. Viele teilnehmende Unternehmen berichteten nach dem Experiment, dass die Umstellung weniger aufwendig war, als sie zunächst erwartet hatten. Aus Sicht der Arbeitgeber:innen bietet das Angebot einer 4-Tage-Woche zudem eine Chance, vor allem für junge Arbeitskräfte attraktiv zu sein.

4 Nachteile der 4-Tage-Woche

#1 Weniger Arbeit = mehr Arbeit?

In Island wurde nicht nur die Anzahl der Arbeitstage, sondern auch die zu leistende Arbeitszeit gekürzt. Was, wenn das nicht der Fall ist? Wenn eine 40-Stunden-Woche plötzlich in einen Tag weniger „passen muss“? Bestehen Unternehmen auf bestimmte Öffnungszeiten, Schichtdauern oder Servicezeiten, lassen sich bisherige Wochenstunden kaum kürzen. Zumindest nicht, ohne neue Mitarbeiter:innen einzustellen. Obwohl es aus gesellschaftlicher Sicht wünschenswert ist, mehr Jobs zu schaffen, kann das im Einzelfall zur Belastung werden. Bleibt es trotz vier Arbeitstagen bei 40 Stunden, müsste man täglich mindestens zehn Stunden arbeiten. Inklusive An- und Abreise, Pausen und Überstunden bringt das lange Tage mit sich. Das neue Modell ist demnach ohne eine Kürzung der Gesamtarbeitszeit kaum möglich.

#2 Niedrigere Umsätze an freien Tagen

Im Vergleich zum Status quo bedeutet die 4-Tage-Woche, Kompromisse einzugehen. In vielen Bürojobs sind diese leichter umzusetzen. Im Einzelhandel, auf Baustellen und bei Betrieben im Dienstleistungssektor, zum Beispiel Friseursalons, gestaltet sich das schwieriger. Arbeitet das bisherige Team in Summe weniger, sinken die Umsätze. Auch mit mehr Freizeit, werden Haarschnitte oder das Kassieren im Supermarkt am späten Abend kaum effizienter. Um die freien Tage auszugleichen, müssten daher mehr Mitarbeiter:innen eingestellt werden.

#3 Neue Gehaltslösungen nötig

Ein Wandel des Arbeitszeitmodells stellt die Unternehmenskultur vor große Herausforderungen. Nicht zuletzt deshalb, weil jede:r den Wert von Arbeit für sich anders definiert. Für den einen Betrieb ist bei der Höhe des Gehalts entscheidend, wie viel und wie lange gearbeitet wird. Der andere bemisst die Entlohnung seiner Angestellten an ihrer Leistung und Effizienz. Geht die 4-Tage-Woche mit kürzeren Wochenstunden einher, muss eine Seite der anderen die Hand reichen. Arbeitnehmer:innen können auf einen Teil des bisherigen Gehalts verzichten oder Unternehmen führen ein neues Leistungsprinzip ein. Nur, wer macht den ersten Schritt?

#4 Keine universelle Lösung

… ist die 4-Tage Woche für bestimmte Branchen. Insbesondere dann, wenn bestimmte Wochentage und Öffnungszeiten ausschlaggebend für den wirtschaftlichen Erfolg des Unternehmens sind. Seien es Supermärkte oder Geschäfte im Einzelhandel, die vom Andrang am Wochenende profitieren. Wer also auch in Zukunft von montags bis samstags und von früh morgens bis spät abends Umsatz machen möchte, wird spürbar mehr Personal einstellen müssen. Zu guter Letzt sollten sich auch Startups die Umstellung auf das neue Arbeitszeitmodell gut überlegen. Denn gerade in den Anfängen der Gründung kann man gefühlt nicht genug arbeiten. Und die Flexibilität, mit denen man seine Kunden überzeugen möchte, kostet allen voran eines: Zeit.

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