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Plastik: Teil des Problems oder Teil der Lösung?

Wenige Materialien haben in der Nachhaltigkeitsdebatte einen schlechteren Ruf als Plastik. Dabei schont Kunststoff das Klima – ohne ihn als Verpackungsmaterial würde der weltweite CO2-Ausstoß massiv ansteigen. Andererseits verursacht der Werkstoff jede Menge Müll und verschmutzt die Umwelt. Das müsste aber nicht sein, sind sich Experten einig. Die öffentliche Diskussion werde falsch geführt, es brauche eine völlige Neuorientierung. Heimische Unternehmen arbeiten an innovativen Lösungen für das Problem – ohne einen Schulterschluss von Wirtschaft und Politik und ein Umdenken der Konsumenten wird das aber nicht reichen.

Zwölf Millionen Tonnen Plastik landen jährlich im Meer. Geht das so weiter, wird es bis 2050 mehr Kunststoff als Fische in den Weltmeeren geben. Mikroplastik verschmutzt nicht nur die Natur, sondern landet auch im menschlichen Organismus. Geht es um Nachhaltigkeit, Umwelt- und Klimaschutz, hat Plastik in der öffentlichen Diskussion ein denkbar schlechtes Ansehen. Die Auswirkungen davon merkt Walter Friesenbichler, Leiter des Departments Kunststofftechnik an der Montanuniversität Leoben, jeden Semesteranfang, wenn er in die Hörsäle blickt. Im Kunststoffbereich hätte es in den vergangenen Jahren dramatische Einbußen an Studierenden gegeben. „In Gesprächen mit Erstsemestrigen von anderen Studiengängen erfahre ich oft, dass sie eigentlich in den Kunststoffbereich gehen wollten, sich dann aber anders entschieden haben“, sagt Friesenbichler, „viele glauben, dass Kunststoffe keine Zukunft haben und verboten werden." Er beklagt eine undifferenzierte öffentliche Debatte mit generalisierenden Aussagen. „Unser Lebensstandard ist ohne Kunststoff nicht haltbar, wir müssten zurück in die 50er und 60er Jahre“, sagt Friesenbichler.

Nicht Plastik selbst sei das Problem – sondern der falsche Umgang damit. „Wir Menschen müssen mehr Bereitschaft aufbringen, Müll zu trennen und Abfälle als Wertstoffe zu sehen, die wieder in den Kreislauf zurückgeführt werden müssen“, erklärt er. Das würde nicht ohne eine staatliche Steuerung funktionieren. Der ökologische Aspekt finde sich im Preis nicht wieder. „Durch eine verpflichtende Recyclingquote würde der Absatzmarkt für Recyclingmaterialien steigen.“ Durchschnittlich werden in Österreich etwa 30 Prozent des Plastiks recycelt, weltweit sind es nur vier Prozent. „Derzeit sind Recyclingmaterialien am Markt dem freien Preisspiel unterworfen und deswegen oft zu teuer – so kommt die Recyclingquote nicht vom Fleck. Da bräuchte es ähnlich wie beim Ausbau der Photovoltaik einen Stimulus durch neue Gesetze, Anreize oder Förderungen“, sagt Friesenbichler. Er wünscht sich außerdem Öko-Bilanzen für Produkte – und die Berechnung sollte ähnlich wie bei ISONormen in anderen Bereichen nach strikten Vorlagen erfolgen. „Erst wenn wir da standardisieren, können die Konsumenten abschätzen, welche Werkstofflösung wirklich die umweltverträglichere ist.“

Ein Kilo Plastik schützt 56 Kilo Produkt

Wiener Neudorf, Gewerbepark. In einem unscheinbaren Industriegebäude liegt hier das Headquarter von Schur Flexibles. Das Unternehmen ist einer der führenden Anbieter für flexible Verpackungen in Europa. „Kunststoff ist ein Wertstoff und kein Wegwerfprodukt unsere Aufgabe ist es, diesen Wertstoff zu erhalten“, sagt Schur-Flexibles-CEO, Michael Schernthaner. Dafür sei beinahe das komplette Produktportfolio umgestellt worden. „Wir kratzen an der Schwelle von 60 Prozent an verkauften Produkten, die recycelbar sind“, sagt Schernthaner. Bis zu 90 Prozent aller Produkte sind schon heute recycelfähig – allerdings noch teurer in der Herstellung, sodass sich die Kunden teilweise für die billigere Variante entscheiden. Ein eigenes Sustainability-Team beschäftigt sich im Konzern nur mit Nachhaltigkeit und arbeitet daran, die gesamten Unternehmensprozesse und ihre ökologischen Auswirkungen messbar zu machen. Um die Umweltbilanz zu verbessern, arbeitet man auch mit verschiedenen Organisationen und externen Partnern zusammen – etwa mit dem Unternehmenskonsortium Ceflex. Dank Forschungs- und Entwicklungsarbeit hat Schur Flexibles den Materialeinsatz auf ein Minimum reduziert und produziert die weltweit dünnsten Folien. Produktionsabfälle aber auch Lösungsmittel werden in einem eigenen Kreislauf rückgewonnen. „Kunststoffunternehmen können sich zwar darum kümmern, die Materialien recycelfähig zu machen; um einen möglichst nachhaltigen Recyclingkreis zu schaffen, braucht es aber zusätzliche Faktoren“, sagt Schur Flexibles-CSO Friedrich Humer. „Wichtig wäre ein Priorisierungskatalog, da ist die öffentliche Verwaltung gefragt“, sagt Humer, „Plastik ist ein wertvoller Stoff, aber es wurde in der Vergangenheit verabsäumt, mit ihm wirklich nachhaltig umzugehen.“ Auch die Konsumenten müssten dazu gebracht werden, die Recyclingidee zu leben. Zur Wiederaufbereitung braucht es sortenreine Mülltrennung. „Recycling muss einfach sein, je mehr sich die gesamte Industrie auf dieselben Materiallösungen konzentriert, desto besser für die Umwelt“, sagt er.

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