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Wie aus Mitarbeitern Mitunternehmer werden

Ein Unternehmer schaut selten auf die Uhr. Er will seine Ideen um- und seine Kreativität einsetzen, will gestalten. Und zwar dann und so, dass es sowohl für die Firma als auch für ihn das Beste ist. Wär‘s nicht praktisch, wenn jeder Mitarbeiter so fühlen und handeln würde? Michael Schernthaner dachte sich das auch. Und gibt den mehr als 1.700 Mitarbeitern des Verpackungskonzerns Schur Flexibles so viel Gestaltungsfreiraum, als wären sie selbst Unternehmer.

Für neue Mitarbeiter fühlt sich das meist erst einmal ziemlich schräg an. Etwa für den neuen IT-Leiter. Der erzählte drei Monate nach seinem Arbeitseintritt seinem Chef nebenbei, dass seine Frau mit den Kindern nun für einige Wochen nach Thailand zu den Schwiegereltern reisen würde. Daraufhin Michael Schernthaner: „Warum bist du nicht dabei?“ Ein verwirrter Blick. Und die Antwort: „Naja, ich kann ja nicht nach drei Monaten schon Urlaub nehmen.“ Diesmal ist es Schernthaner, der verwirrt reagiert: „Warum nicht? Es ist doch völlig egal, wo du deine Arbeit machst. Ob du in Thailand ein paar Stunden am Tag irgendwo mit Blick aufs Meer deine Dinge erledigst oder hier, ist dir überlassen.“

Regeln? Gibt’s nicht.

Es waren schließlich fünf Wochen, die der Mitarbeiter im Ausland verbrachte. „Damit konnte er sein Familienleben ganz anders genießen und mir ist es egal, weil ich nicht beeinflussen kann und will, wo jemand kreativ ist und wo jemand seinen Gestaltungswillen auslebt“, erzählt Schernthaner, der seit 2017 den niederösterreichischen Konzern auf sehr unkonventionelle Art und Weise führt. Zwei Dinge findet man hier nämlich definitiv nicht: Fehler und Regeln. Fehler deshalb nicht, weil man diese hier Irrtümer nennt („Man lernt nur, wenn man fällt und ausprobieren darf“). Und Regeln gibt’s bei Schur Flexibles sowieso nicht.

Moment mal, wie soll das denn in einem Konzern mit über 1.000 Mitarbeitern funktionieren? Und wie kommt man überhaupt auf so eine Idee? Schernthaner schmunzelt. Das mit der Idee ist relativ einfach erklärt. „Begonnen hat es damit, dass wir hier weder ein sexy iPhone noch ein schönes Auto produzieren, sondern Verpackungen. Das alleine reicht also nicht, um die besten Mitarbeiter anzulocken. Jungen Menschen ist es aber auch wichtig, sich mit dem Unternehmen identifizieren zu können, es geht um die Werte, die hier gelebt werden“, erklärt Schernthaner.

Und darauf konzentriere er sich. Sein nächster Gedanke war daher: Wie kann es gelingen, dass die Leute hier die höchste Motivation und den größten Spaß an der Arbeit haben? Nun ja, dieser Zustand kommt einem doch bekannt vor. Beim Hobby zum Beispiel. Oder haben Sie schon mal auf die Uhr geschaut, wann es denn endlich vorbei ist, während Sie etwas mit Leidenschaft gemacht haben? „Die Zeit verfliegt – einerseits weil man’s gern macht. Andererseits aber auch, weil man sich sein Hobby so gestaltet, dass es Spaß macht.“ Und genau diesen Gestaltungsfreiraum hat er im Konzern geschaffen.

Etwas, das er selbst im Laufe seiner Karriere in Großkonzernen vermisst hat. „Ich habe mich nie wohl gefühlt in diesen Schranken mit strengen Richtlinien, komplexen Vorgaben, Arbeitsablaufbeschreibungen und Reportingsystemen“, erinnert sich der 41-Jährige. Es habe aber fünfzehn Jahre gedauert, bis er selbst herausgefunden hat, warum er sich nicht wohlfühlte. „Ich dachte immer, ich müsse erst arbeitsreif werden. Mit 30 wird man dann halt ein bisschen selbstbewusster – und ich stellte fest, dass es nicht an mir, sondern an den Systemen lag.“ Um solche Systeme aufbrechen zu können, braucht es eine gewisse Position. Und die hat er schließlich bekommen, mit nur 37 Jahren als CEO von Schur Flexibles. „Ich habe die Strukturen hier aufgebrochen und stelle es den Mitarbeitern frei – wie bei einem Hobby – wie, wann und wo sie ihren Gestaltungswillen ausüben“, so Schernthaner.

Vor allem Mitarbeiter, die aus patriarchisch geführten Familienunternehmen und aus großen Konzernen kommen, tun sich anfangs schwer, diesen Freiraum auszuleben. „Die vermissen 800 Seiten, auf denen ihnen genau gesagt wird, wie sie reisen dürfen, wann sie Pause machen können, wann sie anwesend sein sollen. Die sind gewohnt, dass es für alles Richtlinien gibt. So haben sie verlernt, frei zu denken, weil es für jeden Arbeitsschritt eine Beschreibung und Vorgabe gibt.“ Nach drei Monaten komme meist der Knackpunkt, wo manche dieser Mitarbeiter die Firma wieder verlassen, weil sie mit so viel Freiraum nicht zurechtkommen, andere werden von der Dynamik mitgezogen. „Es gibt keinen Leitfaden, man kann es nur on the job lernen.“ Und die junge Generation an Mitarbeitern fordere ohnehin zunehmend diesen Gestaltungsfreiraum.

Ich kann und will nicht beeinflussen, wie und wo jemand kreativ ist.

Michael Schernthaner CEO, Schur Flexibles Holding

Unternehmerisches Denken

Michael Schernthaner setzt auf vier Punkte, mit denen er seine Mitarbeiter zum unternehmerischen Denken und Handeln motiviert.

Wo und Wann_ Welcher Unternehmer verwendet für sich selbst ein Zeiterfassungssystem? Eben. Kaum einer. Deshalb gibt es bei Schur Flexibles eine maximal mögliche freie Zeiteinteilung. Jedem Mitarbeiter stehe es daher frei, wo und wann er arbeitet. „Natürlich gibt es Bereiche wie den Empfang, wo es schon Sinn macht, wenn man zu den Öffnungszeiten anwesend ist“, fügt er hinzu. „Aber eine unternehmerisch denkende Empfangsdame plant ohnehin so, dass sie das berücksichtigt.“

Wie_ Die Ziele werden gemeinsam definiert. Wie diese erreicht werden, steht jedem Mitarbeiter frei. „Findet jemand eine smarte Lösung, mit der er diese Ziele mit wenig Einsatz erreicht, dann passt das für mich genauso“, erklärt Schernthaner. Eine wichtige Rolle spiele dabei das Übertragen von Verantwortung. „Klar bekommen jüngere Mitarbeiter mehr Zwischenziele – wie sie die Wege dahin gehen, überlassen wir ihnen.“ Wichtig sei, den Mitarbeitern (also den Mitunternehmern) Mut zu machen. „Mir ist es viel lieber, es übertritt jemand mal eine Grenze, als wenn er sich ständig zurückhält.“ Führungskräfte und auch Schernthaner selbst sehen sich als Businesspartner, die jederzeit zur Seite stehen, sich aber nicht aufdrängen. In der Kommunikation verzichten sie zunehmend auf E-Mails, verwenden stattdessen moderne Tools wie Chats.

Wer_ Damit so ein System schlussendlich wirklich zum größtmöglichen Erfolg des Unternehmens beitragen kann, brauche es ein gut durchgemixtes Team. „Sie müssen im Team Visionäre haben, Kommunikatoren, sehr genaue Ingenieure und auch ausbalancierende Wesen“, erklärt Schernthaner. Er achte sehr darauf, eine Diversität von Kulturen, von Geschlechtern und auch von Persönlichkeiten im Team zu haben. „Es braucht eine Mischung aus Kreativität und Strukturiertheit.“

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