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Industrie 4.0 wird Wirklichkeit

Industrie 4.0 wird Wirklichkeit

Maschinen, die miteinander kommunizieren, lernfähig sind und weitgehend selbstständig in den Werkshallen produzieren - daran führt für industrielle Unternehmen in Zukunft kein Weg vorbei. In vielen oberösterreichischen Unternehmen hat die vierte industrielle Revolution bereits begonnen. Wir haben Vorreiter besucht.

In den Hallen der STIWA Group in Gampern drehen Gabelstapler ihre Runden, unermüdlich werden fertige Produkte und Einzelteile von Punkt A nach B gebracht. Das besondere daran: Die Gabelstapler sind unbemannt und wissen genau, was sie zu tun haben. Kommt ihnen ein Mensch in die Quere, geben sie einen fast vorwurfsvoll klingenden Laut von sich, erstarren kurz und führen dann weiter ihre Aufgabe aus, sobald der Weg wieder frei ist. Auch die gewaltige Stanzpresse und die Fräsmaschinen arbeiten nicht nur präzise im Sekundentakt, sie kommunizieren auch durch Anwendungsprogramme mit den Mitarbeitern. „Durch Analysetools stellen wir in Echtzeit fest, wie sich Abläufe optimieren lassen, oder wo es Schwierigkeiten gibt“, sagt Robert Adam-Thaller, Produktmanager der STIWA. Erhöht sich die Taktzeit, also wird die Maschine langsamer, ruft sie selbst nach Instandhaltung, indem sie Daten an Mitarbeiter weiterleitet. „Um Erfolg zu haben, müssen wir besser sein als alle anderen und Produkte an der Grenze der technischen Machbarkeit fertigen“, erzählt Adam-Thaller, „dazu brauchen wir intelligente Fertigungsverfahren und Prozesse.“ 30 Millionen Euro hat das Familienunternehmen dafür in den vergangenen dreieinhalb Jahren in den Standort Oberösterreich investiert.

Für den Obmann der Sparte Industrie der Wirtschaftskammer Oberösterreich ist das ein Beispiel dafür, warum Industrie 4.0 so wichtig für die Region ist. „Für einen rohstoffarmen Hochlohnstandort wird die neue industrielle Revolution entscheidend sein, ob es interessant bleibt, weiter hier zu produzieren.“ Und Oberösterreich hat beste Voraussetzungen, am internationalen Feld mitzuhalten – eine Studie des Instituts Fraunhofer Austria stellte dem Standort ein sehr gutes Zeugnis aus. Wirtschaftslandesrat Michael Strugl will Oberösterreich europaweit als Modellregion etablieren. Offenbar ist man am richtigen Weg: „Bei einer Studienreise einer Wirtschaftsdelegation nach Kaiserslautern, das als Wiege der Smart Factory gilt, hat sich gezeigt, dass Oberösterreich durchaus mithalten kann und in bestimmten Bereichen sogar Vorreiter ist“, sagt Rübig.

"Noch nicht flächendeckend, aber in ein paar Jahren"

Zu diesen Vorreitern gehört auch die BRP-Powertrain GmbH in Gunskirchen. Das Unternehmen ist auf die Entwicklung und Produktion von innovativen Motoren im Sportbereich spezialisiert und gehört mit mehr als 1100 Mitarbeitern zu den größten Arbeitgebern im Zentralraum. Elektroschrauber wissen, wie viele Schrauben bei den Antriebssystemen in den jeweiligen Arbeitsschritten angezogen werden müssen und stoppen bei Bedarf. Ventilsitzringe werden von Robotern nicht nur automatisch eingepasst, sie kontrollieren auch das fertige Produkt auf Fehler. Die verschiedenen Systeme können auch miteinander kommunizieren, so sollen Stillstände in der Produktion vermieden werden. „Derzeit wenden wir Industrie 4.0 zwar noch nicht flächendeckend an, aber in einigen Jahren wird es soweit sein“, sagt Geschäftsführer Thomas Uhr.

Miteinander kommunizierende, selbstständig produzierende Roboter und Maschinen, die vielleicht sogar bald lernfähig sind– werden da nicht menschliche Arbeitskräfte überflüssig? „Nein“, sagt Strugl, „es geht nicht darum, Menschen mit Maschinen zu ersetzen, sondern das Arbeitsumfeld zu verändern.“ Auf die Arbeitskräfte in der Industrie warten in Zukunft andere Aufgaben, für die sie entsprechend vorbereitet und ausgebildet werden müssen. Wie zum Beispiel bei FILL Maschinenbau, wo in der Produktion durch intelligente Sensoren Daten erfasst und analysiert werden, um die Arbeitsprozesse zu optimieren. „Das Tätigkeitsprofil des klassischen Maschinenbedieners wird sich grundlegend ändern, um diese Mitarbeiter dafür fit zu machen, stellen wir ein breit angelegtes Weiterbildungsprogramm zur Verfügung“, sagt Geschäftsführer Wolfgang Rathner. Insgesamt wird durch Industrie 4.0 das Angebot an hochwertigen Jobs in Oberösterreich immens wachsen, prophezeit Rübig. Dazu brauche es aber auch ein größeres Angebot an technischen Ausbildungsmöglichkeiten an der JKU und FH – nur dann könne Oberösterreich langfristig am internationalen Markt wettbewerbsfähig bleiben.