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Tafelrunde der Selbstlosigkeit

Die Tafelrunde der selbstlosen Ratschläge

The Alternative Board bringt einmal im Monat Unternehmer verschiedenster Branchen an einen Tisch, um in vertraulicher Atmosphäre gemeinsam an der Lösung ihrer aktuellen Probleme zu arbeiten. Die Mitglieder profitieren von der Erfahrung, den Blickwinkeln und den Lösungsvorschlägen der anderen, erklärt Moderator Markus Haberfellner.

Ein Firmenchef sucht händeringend nach Fachkräften, ein anderer tüftelt am Marketing für eine neue Produktlinie, wieder ein anderer will die Organisation straffen, um weniger Stunden im Büro verbringen zu müssen: „Bei einem KMU muss im Normalfall der Unternehmer die Probleme auf seinem Tisch alleine lösen“, erklärt Markus Haberfellner den Grundgedanken von The Alternative Board, kurz TAB. „Wenn man sich darauf einlässt, die aktuelle Herausforderungen in einer Gruppe von Gleichgesinnten zu diskutieren, dann kann man von der geballten Erfahrung aller profitieren.“

Weltweit tauschen sich mehr als 30.000 Unternehmer bei TAB-Meetings über ihre eigenen und die Herausforderungen der anderen Mitglieder aus und erarbeiten gemeinsam Lösungen. 1990 in den USA geboren, gibt es das Modell seit 2017 auch in Österreich. Soeben ist das erste monatliche Board in Linz gestartet. „Es ist ein Erfahrungsaustausch in vertrauter Runde“, erklärt Moderator Haberfellner. „Man hat sieben Freunde am Tisch, die versuchen, dem anderen ihr bestes Wissen mitzugeben, damit er in seinem Unternehmen erfolgreich ist.“ Und das völlig selbstlos, weil sie kein Eigeninteresse an den Unternehmen der anderen haben.

Man hat sieben Freunde am Tisch, die versuchen, dem anderen ihr bestes Wissen mitzugeben.

Markus Haberfellner TAB-Moderator

Eine gute Mischung

Einmal im Monat kommt eine Gruppe von sechs bis acht Unternehmern bei einem der Mitglieder zu einem vierstündigen Meeting zusammen. Jeder hat eine halbe Stunde Zeit, um ein brennendes Problem oder eine brandneue Geschäftsmöglichkeit zu präsentieren. Anschließend stellen die anderen Mitglieder Fragen, bringen andere Blickwinkel ein, zeigen Fallstricke auf und überlegen praktische Lösungsmöglichkeiten. „Als Moderator frage ich am Ende: Welche Ideen und Anregungen nimmst du konkret mit? Und dann begleiten wir unsere Mitglieder, dass die Vorschläge auch umgesetzt werden“, erklärt Haberfellner. Es geht also nicht ums „Trenzen“, Debattieren oder Netzwerken, sondern um praktische Unterstützung für Unternehmer , schildert TAB-Kollege Steffen Vogelbacher: „Das Ziel ist, die strategischen Entscheidungen aus dem Arbeitsalltag rauszuziehen und in das Board zu verlagern, um es dort mit der Summe der Erfahrung aller Mitglieder schneller, einfacher, effizienter zu lösen. Das spart wertvolle Zeit sowie Nerven und spiegelt sich letztlich in den Zahlen wider.“

Damit ein offener Austausch funktionieren kann, gilt zum einen strengste Vertraulichkeit , zum anderen achten die Moderatoren auf einen guten Branchenmix in der Gruppenzusammensetzung, damit zum Beispiel keine direkten Wettbewerber oder Lieferanten am Tisch sitzen. Eine große Rolle spiele auch die Persönlichkeit jedes einzelnen, glaubt Haberfellner: „Jedes Mitglied macht zuerst eine DISG-Analyse, also ein personaldiagnostisches Tool, das Verhalten und Motive aufzeigt.“ Der eine sei zum Beispiel eher ein Visionär, der andere ein zuverlässiger Praktiker oder ein wissenschaftlicher Analytiker. „Die Ergebnisse stehen auf dem Tischkärtchen vor jedem Board-Mitglied. Das hilft im Umgang miteinander, wenn das Gegenüber weiß, wie ich ticke.“

Branchenunabhängige Fragestellungen

Haberfellner sei immer wieder überrascht über die Bereitschaft, auch heikle, sogar private Themen anzusprechen, und über die Selbstlosigkeit der TAB-Mitglieder . Das sei auch einer der größten Vorzüge: „Natürlich hat jeder Unternehmer seine Ratschlaggeber – den Steuerberater, die Bank, die Familie –, aber die haben alle eine Beeinflussungsabsicht.“ Unabhängige Beratung könne man vielleicht auch von externen Experten erhoffen, aber „viele KMU haben eine absolute Aversion gegen Unternehmensberater, weil sie die Kosten schrecken und die Berater wenig Glaubwürdigkeit haben“.

Kommen die Ratschläge hingegen von Peers, also von Menschen in einer ähnlichen Situation, würden Unternehmer diese viel leichter annehmen, sagt Haberfellner. „Es ist ein Geben und Nehmen. Sie lernen nicht nur durch die Bewältigung ihres Problems, sondern sie bekommen sieben andere Case Studies von Problemen mit, die vielleicht in Zukunft auf sie zukommen.“ Denn die Situation der KMU sei oft ähnlich: Die Mehrheit der TAB-Mitglieder haben zwischen zehn und 50 Mitarbeitern und einen Umsatz zwischen einer und zehn Millionen Euro. „Es ist egal, ob das ein Friseurbetrieb, ein Maschinenbauunternehmen oder ein Händler ist: 80 Prozent der Problemstellungen sind branchenunabhängig .“ Denn oft gehe es um sehr persönliche Themen wie Nachfolge, Konflikte im Team oder Work-Life-Balance, berichtet Vogelbacher: „Ein Unternehmer ist ja nicht nur Geschäftsmann, sondern auch Mensch, Vater, Freund.“ Es gehe also nicht nur um wirtschaftliche Ziele, sondern um persönliche Visionen. „Das ist der Kern, den Unternehmer zu begleiten, dass er Erfolg und Spaß am Unternehmertum hat.“

www.ufu.at

Egal ob Friseur, Maschinenbau oder Händler: 80 Prozent der Problemstellungen sind branchenunabhängig.

Markus Haberfellner TAB-Moderator