Fast 90 Prozent der 2.000 befragten Österreicher erachten Bier als wichtig oder sehr wichtig für die österreichische Getränkekultur. „Die letzten zehn Jahre waren gut für die Bierkultur in Österreich. 2018 findet sich kaum noch jemand, der gar keine Wertigkeit von Bier für die Getränkekultur des Landes sieht“, sagt Gabriela Maria Straka, Leitung PR, Kommunikation und CSR der Brau Union Österreich. Der Hopfensaft hat somit ein sehr gutes Image in Österreich, ein anhaltend positiver Trend. Mehr Befragte als je zuvor seit Beginn der Studie vor zehn Jahren geben an, dass sich das Ansehen von Bier in diesem Zeitraum verbessert hat. Kaum jemand sieht eine negative Entwicklung. Für einen weiteren positiven Trend spricht die Tatsache, dass besonders jüngere Befragte ab 18 Jahren dem Bier einen höheren Stellenwert für die Getränkekultur einräumen als noch vor zehn Jahren.
Das Motiv? Geschmack!
Knapp 60 Prozent der Bevölkerung konsumieren Bier in den unterschiedlichsten Formen mindestens mehrmals pro Monat. 80 Prozent der Österreicher kaufen immer wieder Bier für ihren Haushalt ein, 61 Prozent davon mindestens einmal im Monat. Bier in den unterschiedlichsten Formen wird deshalb gekauft, weil allein in Österreich über 1.000 verschiedene Biere gebraut werden – Biervielfalt ist daher Zeichen der ausgereiften Kultur. Das sieht auch der Vorstandsvorsitzende der Brau Union Österreich, Magne Setnes, so: „Für uns ist Bier mehr als nur ein Getränk – es ist ein wichtiger Teil der Lebenskultur.“
Dem Genussfaktor kommt beim Biertrinken eine klar steigende Wertigkeit zu: Mittlerweile trinkt jeder Dritte Bier vor allem dann, wenn er den typischen Biergeschmack schmecken will. Das zeigt sich auch im Zusammenhang mit alkoholfreiem Bier: Ganze 47 Prozent der Befragten sagen, sie greifen dann zu alkoholfreiem Bier, wenn sie Lust auf den Geschmack haben, aber bewusst auf den Alkohol verzichten möchten – ein Aspekt, der vor allem für Frauen zutrifft. Bier wird von vielen als Getränk zum Essen gesehen – 27 Prozent genießen Bier beim Essen zuhause, ein Viertel der Befragten beim Essen auswärts, etwa im Restaurant. Besonders passend finden es die Österreicher zu Gegrilltem (72 Prozent), deftigen Fleischgerichten (70 Prozent) und Hausmannskost (61 Prozent). Jeder Zweite empfindet ein Bier zur Jause als besonders stimmig.
Österreich war immer eine führende Biernation, aber die österreichische Bierkultur hat sich in den letzten Jahren nochmal hervorragend entwickelt.
Magne SetnesVorstandsvorsitzender, Brau Union Österreich
Zurückhaltender sind die Österreicher, wenn es um leichte Speisen oder internationale Küche geht – hier finden die Österreicher, dass Bier nicht so gut harmoniert. Interessant ist, dass die Österreicher auch kaum eine Verbindung zu Fast Food sehen. In Zusammenhang mit dem Bierkonsum in der Gastronomie zeigt sich, dass den Österreichern Schankhygiene und somit eine saubere Zapfanlage (90 Prozent) sehr wichtig ist, außerdem die ideale Temperatur des Bieres (87 Prozent) und ein perfekt gezapftes Bier (79 Prozent). Dass das Bier im passenden Glas serviert wird, ist vor allem für Männer überdurchschnittlich von Bedeutung (47 versus 38 Prozent der Frauen). Eine gute Auswahl an regionalen Bieren (72 Prozent) und Fassbieren (62 Prozent) ist auch der Mehrheit der Österreicher wichtig. Interessant ist auch, dass die älteren Befragten ab 60 Jahren in fast allen genannten Bereichen „strenger“ sind als die Jüngeren, sie vergeben deutlich öfter die Bewertung „sehr wichtig“. Die Oberösterreicher stechen in den Kategorien Schankhygiene und Biertemperatur hervor, ihnen liegen diese Bereiche überdurchschnittlich am Herzen.
„Auf ein Bier gehen“ als Frage der regionalen Identität
Als beliebteste Sorte gilt für die heimischen Biertrinker das Märzen, das statistisch gesehen mehr als jeder Zweite gerne trinkt. Dahinter folgt mit einigem Abstand das Pils, erst in weiterer Folge stehen Zwickl und Weißbier in der Gunst der Österreicher. Dabei bevorzugen die älteren Befragten ab 50 Jahren deutlich stärker das Märzenbier, jüngere Biergenießer ab 18 Jahren haben einen stärkeren Zugang zu Weißbier. Wenn man die Bundesländer vergleicht, stellt sich heraus, dass die besonderen Märzen-Liebhaber vor allem in der Steiermark und in Kärnten zu finden sind, während die Wiener und Burgenländer überdurchschnittliche Sympathien für Pils zeigen. Handwerklich gemachte Bierspezialitäten werden von einem Fünftel der Befragten gerne getrunken, der Zugang ist bei jüngeren, urbaneren Typen und unter regelmäßigen Bierkonsumenten stärker ausgeprägt. Die Top drei unter den weniger „gewöhnlichen“ Sorten sind laut Umfrage Pale Ale, Stout und India Pale Ale. Dass immer neue Sorten auf den Markt gebracht werden, finden die Österreicher nur zu 23 Prozent wichtig – insbesondere Ältere greifen gerne auf das bestehende Angebot zurück.
Die letzten zehn Jahre waren gut für die Bierkultur in Österreich. 2018 findet sich kaum noch jemand, der gar keine Wertigkeit von Bier für die Getränkekultur des Landes sieht.
Gabriela Maria StrakaLeitung PR / Kommunikation und CSR, Brau Union Österreich
Regelmäßige Bierkonsumenten wünschen sich überdurchschnittlich viel Innovationen (30 Prozent). Ebenfalls überdurchschnittlich streben hier Oberösterreicher und Salzburger nach Abwechslung. In der Gastronomie erachtet der Großteil der Befragten das bestehende Angebot als ausreichend. Aber rund ein Drittel der Befragten – vor allem jene unter 50 Jahren – wünscht sich mehr Auswahl und Angebote. Immerhin jeder Dritte greift im Entscheidungsfall zu einer neuen Biersorte. Radler und andere Biermischgetränke sind für rund die Hälfte der Befragten ein Thema – 51 Prozent trinken diese sehr oder eher gerne. Besonders viele Liebhaber der meist fruchtigen Mischungen finden sich in der Damenwelt und unter den jüngeren Befragten von 18 bis 29 Jahren. Diese Ergebnisse sind im Vergleich zu den vergangenen Jahren relativ konstant. Vier von fünf Befragten ordnen regionalem Bier und Bierspezialitäten eine hohe Wertigkeit im Hinblick auf die heimische Bierkultur zu. „Bierspezialitäten sind im Aufwind. Konsumenten suchen immer öfter nach Abwechslung. In besonderen Situationen möchte man sich auch etwas Besonderes gönnen. Diesem Bedürfnis kommen bierige Innovationen entgegen“, so Straka. Knapp 40 Prozent der Befragten – mehr als in allen früheren Messungen – würden sich für ein Bier aus der Region gegenüber einem Bier aus einem anderen Teil Österreichs beziehungsweise der Welt entscheiden – ein Zeichen, dass Bierkultur sehr regional verankert ist. Besonders ausgeprägt ist dieses Verhalten im Westen Österreichs, konkret bei den Vorarlbergern, Tirolern und Oberösterreichern. In den städtischen Gegenden denkt und handelt man diesbezüglich weniger regional. Mit dem Angebot an regionalen Bieren in der Gastronomie geben sich explizit drei Viertel der Befragten zufrieden, dabei wiederum vermehrt die älteren als auch die Vorarlberger, Oberösterreicher und Salzburger. Bier hat aber nicht nur mit der regionalen Identität zu tun, es ist auch sozial stark in der österreichischen Gesellschaft verankert. So ist das Hauptmotiv für den Biergenuss das abendliche Treffen und Fortgehen mit Freunden (immerhin von 42 Prozent als Motiv genannt) – man geht hier ja auch sprichwörtlich „auf ein Bier“. Wenn Partner oder Freunde auch ein Bier trinken, greifen 28 Prozent der Österreicher ebenfalls zu diesem Getränk.
Nachhaltig und regional sollte es sein
Das aktive Informationsverhalten rund um das Thema Bier ist in Österreich gemäß Studie nicht besonders stark ausgeprägt – nur jeder Sechste informiert sich intensiver zu Bierthemen und allem, was mit Bier zu tun hat. Vor allem jene, die Bier eher sporadisch genießen, zeigen hier kaum Aktivität. Einen etwas stärkeren Zugang findet man unter den Oberösterreichern und Männern. Gleichzeitig gibt es einige Themen, worüber sich die Österreicher informieren möchten: Aktuelle Preise und Angebote sind hier ein Thema, aber auch Rohstoffe, Inhaltsstoffe und deren Herkunft sowie bestimmte Biersorten und Bierspezialitäten. „Die Konsumenten und Kunden wollen heute auf jeden Fall wissen, woher das Produkt kommt. Das war vor zehn Jahren nicht so“, sagt Setnes. Diese Informationen hätten die Österreicher am liebsten gleich direkt auf den Etiketten der Bierflaschen (46 Prozent), in Form von Infoschildern bei den Regalen (25 Prozent), aber auch als Beratung in der Gastronomie (18 Prozent). Generell ist Beratung zum Thema Bier in der Gastronomie im Großen und Ganzen für die Österreicher zufriedenstellend – 43 Prozent der Befragten bewertet die Qualität als „Sehr gut“ oder „Gut“, 28 Prozent vergeben ein Befriedigend. Die befragten Österreicher und Österreicherinnen haben hohe Ansprüche an eine nachhaltige Bierproduktion, dabei steht der Regionalitätsfaktor im Vordergrund: Jeweils rund 70 Prozent setzen in diesem Zusammenhang auf Verwendung von regionalen Rohstoffen und auf eine Unterstützung der regionalen Wirtschaft. Auch die Einhaltung von Umweltschutzauflagen, die Schaffung und Sicherung von Arbeitsplätzen, Vermeidung von langen Transportwegen und energiesparende Produktionsanlagen sind dem Großteil der Österreicher ein Anliegen. Ein weiterer Punkt im Zusammenhang mit der Nachhaltigkeit ist die Verpackung: Etwa zwei Drittel der Österreicher (65 Prozent) kaufen Bier lieber in Mehrwegflaschen, wobei die Mehrwegflasche und das Pfandsystem am Land deutlich beliebter sind als in den Städten – besonders in den Landeshauptstädten greift man deutlich öfter zu Einwegflaschen und Dosen. Nicht nur gegenüber der Umwelt, auch gegenüber der Gesellschaft wird die Bierkultur zur Verantwortung gezogen: So ist es etwa zwei Dritteln der befragten Österreicher wichtig, dass kein Alkohol an Personen unter dem gesetzlichen Mindestalter ausgeschenkt wird. Generell stieg auch der Zuspruch zu alkoholfreien Bieren gegenüber 2017 abermals deutlich an. Rund ein Fünftel – vor allem dabei im mittleren Alterssegment – greift aktuell gerne zur alkoholfreien Alternative. Die Hälfte der Befragten ist der Meinung, dass dieser Trend weiter anhalten wird. Die Motive für die Auswahl von alkoholfreien Sorten sind der Genuss, aber auch die Vernunft: 55 Prozent der Befragten, die generell alkoholfreies Bier trinken, tun dies in der Regel auch, wenn sie Autofahren wollen. Wenn alkoholfreies Bier als Alternative zu anderen Bieren angeboten wird, greifen 17 Prozent zu. Für zehn Prozent ist alkoholfreies Bier in Pausen untertags ein Thema.
Alkoholfreiem Bier und dem Radler gehören die Zukunft
Jeder zweite Befragte geht davon aus, dass alkoholfreie Biere und Radler in zehn Jahren häufiger getrunken werden als heute, kaum jemand rechnet hier mit einem Rückgang der Konsumation. „Ich glaube, dass wir erst am Anfang einer Reise stehen, was alkoholreduzierte und alkoholfreie Produkte betrifft“, sagt Setnes. Chancen für die Zukunft sehen die Befragten auch bei Biobier, kalorienarmen sowie Low Carb-Bieren – konkret können sich hier jeweils rund 70 Prozent vorstellen, dass derartige Produkte in Österreich gerne konsumiert würden. Gemäß Einschätzung der Befragten hätte z. B. ein Proteinbier weniger Chance am Markt. Interessant dabei: Vor allem Jüngere und Frauen können sich stärker für derartige Angebote begeistern. Insgesamt vermuten die Befragten für die Zukunft eine Erweiterung des Bierangebotes um neue Sorten und mehr Spezialbiere. Auch mehr spezielle Bierlokale und Veranstaltungen rund um Bier werden erwartet. Ältere nehmen zudem an, dass in Zukunft Bier-Reisen vermehrt Thema sein werden._