m Hintergrund blühende Pflanzen und grüne Blätter, die sich im Wind bewegen. Ein Pavillon spendet Schatten, ein Holztisch bietet Platz für Wassergläser und Kaffeetassen. Und für die Notizen von LT1 Geschäftsführer und Programmchef Dietmar Maier. Denn dieses idyllische Bild ist nichts anderes als die Kulisse der Sommergespräche des Oberösterreichischen Privatsenders. Aber was passiert eigentlich hinter dieser Kulis- se? Diesmal ist es Dietmar Maier, der Rede und Antwort steht.
Für gewöhnlich sind Sie derjenige, der die Fragen stellt. Heute ist es umgekehrt. Sie wirken trotzdem völlig entspannt – geht es den Politikern, die Sie bei den LT1 Sommergesprächen vor die Kamera holen, ähnlich? Oder ist da eine gewisse Anspannung spürbar?
Es ist schon eine gewisse Anspannung da. Denn auch, wenn sie natürlich wissen „Der Maier haut nicht drauf.“, sind es dennoch spannende und kritische Fragen, die ich stelle.
Kommt die Anspannung auch daher, weil den Politikern durchaus bewusst ist, dass diese Gespräche Einfluss auf die Wählerentscheidung haben?
Also es wäre vermessen, zu sagen, dass ein Politiker im Fernsehen eine Wahl
gewinnt oder verliert. Aber man hat in der Vergangenheit durchaus gesehen, dass diese Fernsehauftritte – egal ob Gespräche oder Duelle – einen entscheidenden Einfluss auf jene haben können, die noch unsicher sind, wen sie wählen sollen. Zum Beispiel Frank Stronach – ein Kandidat, der eigentlich ganz gut im Rennen war und durch die Gespräche im Fernsehen massiv verloren hat. Die Sommergespräche sind demnach nicht wahlentscheidend, aber sie können dem Politiker schon das eine oder andere Prozent kosten.
Wie bereiten Sie sich auf die einzelnen Gespräche vor?
Ich bereite mich 365 Tage im Jahr vor. Man muss die Politiker eigentlich das ganze Jahr über beobachten, ich muss über die Landespolitik ganz einfach Bescheid wissen und ich muss auch die Kommentare der einzelnen Politi- ker kennen. Das kann während des Gesprächs plötzlich Thema werden. Und man muss schon sagen: Meistens kenne ich die Antworten auf meine Fragen und bin nicht überrascht. Weil man die Leute und deren Botschaft ja schon gut kennt. Und ja, natürlich habe ich einen Leitfaden. Aber am schönsten ist es dann, wenn man die vorbereiteten Fragen weglegen kann und einfach ein Gespräch entsteht. Die Seher wollen schließlich kein engstirniges Frage-Antwort-Spiel sehen, sondern ein fließendes Gespräch, das macht es aus und da merkt dann der Seher, dass es nicht aufgesetzt ist, son- dern jetzt im Moment passiert.
Wie gelingt es Ihnen, so ein fließendes Gespräch entstehen zu lassen?
Es hilft natürlich, dass ich die Politiker zum Teil schon lange gut kenne. Es darf aber natürlich dennoch keinen Kuschelkurs geben. Eine politische Dauerwerbung, wie man sie von zumeist sehr kleinen Sendern kennt, die gibt’s bei uns nicht. Es muss kritisch gefragt werden, Probleme müssen angesprochen werden. Was aber meiner Meinung nach nicht sein darf, ist die Art, wie sehr große Sender mittlerweile mit Politikergesprächen umgehen. Da geht’s nur noch darum, so lange auf den Politiker draufzuschlagen bis die Sendezeit vorbei ist. Das halte ich für problematisch, weil dabei Inhalte und Informationen verloren gehen. Inhalt ist nur noch ein Reagieren des Politikers auf die Angriffe des Moderators.
Ist es das, was die Seher erwarten?
Nein, ich glaube nicht, dass der Seher das sehen will. Er will vielmehr informiert werden, Antworten auf aktuelle Fragen bekommen. Und deshalb ist das Wichtigste für mich, die Themen im Land anzusprechen: Warum haben wir eine so hohe Arbeitslosigkeit, warum schafft es die Politik nicht, diese zu bekämpfen? Warum sagen große Unternehmen, sie wandern ab? Warum schafft es die Politik nicht, dagegen die richtigen Mittel zu finden? Das gehört angesprochen. Aber nicht, indem man nur auf den Politiker hinhaut. Das lehne ich ab.
Ist es manchmal schwierig, als Journalist immer objektiv zu sein und die eigene Meinung außen vor zu lassen?
Natürlich gibt’s auch den privaten Maier, der genau so zur Wahlurne geht und sich ein Bild von den Parteien macht. Und natürlich gibt es Parteien, deren Programm ich ablehne. Doch wenn ich dort sitze, sind meine persönlichen Interessen völlig unwichtig. Es geht darum, die Interessen der Oberösterreicher zu treffen – ich versuche, jene Fragen zu stellen, die die Oberösterreicher interessieren.
Gibt es dabei Fragen, die tabu sind?
Zu sehr ins Private zu gehen, das macht man einfach nicht. Ein gewisses Maß an journalistischer Ethik muss es geben. Es gibt einfach Grenzen – und die fangen dort an, wo der Politiker sagt: Nein, das möchte ich nicht beantworten.
Spricht man sich da vorher schon ab?
Grundsätzlich nicht. Es sei denn, es gibt private Fragen, bei denen ich nicht sicher bin, ob er diese beantworten will. Dann kläre ich das im Vorfeld ab.
Wie ist das Feedback der Seher auf die Sommergespräche?
Oh, wir bekommen Massen an Zusendungen nach den Sommergesprächen. Die meisten Briefe bekomme ich von Lehrern. Sie richten sich oft gegen mich, obwohl ich sehr objektive Fragen stelle. Die Bildungspolitik ist natürlich ein sehr heißes Thema zur Zeit. Es sind übrigens auch sehr lustige Zuschriften dabei – einmal hat mich eine Dame gefragt, wie ich es denn schaffe, eine halbe Stunde mit überschlagenen Beinen zu sitzen (lacht).
Und darauf finden Sie eine Antwort?
Klar, es werden alle Einsendungen beantwortet.
Dürfen wir uns heuer wieder auf einen spannenden Sommer freuen?
Heuer insbesondere, weil nächstes Jahr Landtagswahlen sind, die werden natürlich der Schwerpunkt der Sommergespräche sein. Und damit wird es ganz einfach spannend, weil es auch für die beiden Großparteien eine spannende Wahl wird. Weil nichts mehr so ist wie früher. Es gibt einige neue Parteien, die reindrängen und eine Option für die Wähler sind.
Weil Sie die neuen Parteien ansprechen – was würden Sie einem Politiker raten, worauf er achten soll, damit er im Fernsehen tatsächlich die Botschaft rüberbringt, die ihn ausmacht?
Ich glaube, es braucht vor allem Ehrlichkeit. In Deutschland ist diese neue Ehrlichkeit der Politiker wieder da – Probleme werden offen angesprochen. Das ist in Österreich noch nicht angekommen – hier wird immer noch versucht, die Probleme eher zu verdecken. In Zukunft braucht es aber Leute, die die Probleme wirklich beim Namen nennen, auch wenn es unpopulär und unangenehm ist.
"Fernsehauftritte von Politikern können einen entscheidenden Einfluss auf jene haben, die noch unsicher sind, wen sie wählen sollen"
Dietmar Maier