In ganz Oberösterreich säumen die Werbeplakate der USP Aussenwerbung die Straßen. Das Gebäude in der Wienerstraße, in dem die Büros des Unternehmens untergebracht sind, ist aber erstaunlich unscheinbar. Kaum die Türe zu den Büros geöffnet, stürmt Firmenhund „Zookie“ zum Besucher, um ihn zu begrüßen. Auf der USP-Homepage wird er scherzhaft als „Chef vom Dienst“ bezeichnet – so scheint er sich auch zu fühlen. Zumindest, bis ihn die beiden in die Schranken weisen, die hier tatsächlich das Sagen haben: (noch) Geschäftsführer Josef Urban und Prokurist Christian Urban.
Der Albtraum für Mitarbeiter bei einer Unternehmensübergabe: Der erfahrene Besitzer übergibt die Firma an einen Nachkommen, der sich mit dem Geschäft nicht auskennt. Damit das Unternehmen in Familienbesitz bleibt.
Josef UrbanDas ist in unserem Fall ganz anders. Vor 21 Jahren habe ich die USP Aussenwerbung gegründet, damals war der Christian zwölf Jahre alt. Er hat sich dann relativ schnell für das Geschäft interessiert.
Christian UrbanNach der Matura in der HAK und der Fachakademie für Marketing und Management habe ich bei mehreren Firmen in dem Bereich gearbeitet, auch für den Marktführer Gewista in Wien. Seit 2004 bin ich jetzt bei der USP, und ich habe das Geschäft durch die harte Schule erlernt.
Durch die harte Schule?
Christian UrbanIch habe als normaler Angestellter begonnen und nebenbei jedes zweite Wochenende zusätzlich direkt an der Straße plakatiert. Ich wollte das Handwerk von der Wurzel aus lernen, damit ich mich als zukünftiger Chef mit allem auskenne. So ähnlich wie bei der neuen TV-Serie „Undercover Boss“ – nur halt nicht undercover.
Es war also keine kurzfristige Entscheidung, dass Sie die Leitung übernehmen?
Christian UrbanNein, meine gesamte Ausbildung hat darauf abgezielt. Seit 2009 bin ich außerdem Prokurist, und übernehme jetzt schon viele operative Tätigkeiten.
Josef UrbanUnd ab 2014 wirst du die Geschäftsleitung zur Gänze übernehmen!
Wie geht es dann mit Ihnen weiter? Kann man sich dann einfach zurücklehnen, oder werden Sie noch weiter für die Firma arbeiten?
Josef UrbanIch arbeite dann als Konsulent weiter und stehe klar in der zweiten Reihe. Wenn er mich nicht braucht, dann ist es mir auch wurscht (lacht). Es gibt aber nichts Besseres, als wenn man sich gut ergänzt. Den Antrieb eines Jungen, und die Erfahrung eines Alten.
Christian UrbanStimmt. Mein Vater wird weiter seine Stammkundschaft betreuen. Auch bei behördlichen Problemen ist es immer gut, wenn man auf jemanden zurückgreifen kann, der so einen großen Erfahrungsschatz hat wie mein Vater.
Das heißt: Auch nach der Firmenübergabe gibt es für Sie noch keinen Ruhestand?
Josef UrbanEs motiviert mich ja ungemein, dass mein Unternehmen von meinem eigenen Sohn weitergeführt wird. Das ist ideal. Da mach ich doch gerne weiter – und mit umso mehr Leidenschaft. Ansonsten hätte ich ja schon in Pension gehen können.
Was wird sich durch die neue Führung bei der USP ändern?
Josef UrbanWir sind dabei, unser Angebot zu erweitern. Dazu gehören Rollingboards und Megaboards, die wir jetzt auch schon anbieten. Wir sind kein reines Plakatierungsunternehmen mehr, sondern ein moderner Aussenwerber. Diesen Weg will ich weitergehen – auch in Richtung beleuchtete Tafeln, LED-Werbeflächen und so weiter.
Familienübergaben laufen oft alles andere als reibungslos ab. Bei Ikea tobte ein Machtkampf zwischen den Söhnen von Gründer Ingvar Kamprad und ihm selbst. Ein Sprecher gab den Rücktritt von Kamprad bekannt, musste ihn später widerrufen. Bei der USP-Aussenwerbung gibt es keine Probleme?
Christian UrbanMachtkämpfe gab es Gott sei Dank nie. Ich habe selbst viel durch harte Arbeit erlernen müssen, aber wenn ich Vorschläge gemacht habe, bin ich immer auf offene Ohren gestoßen.
Josef Urban(zu Christian) Sollten wir noch erzählen, dass wir ein gemeinsames Interesse für Kultur haben?
Wie bitte?
Josef UrbanJa, alle Linzer Kulturunternehmen liegen uns sehr am Herzen. Die bekommen verbilligte Angebote. Auch hier im Büro hängt überall moderne Kunst, das sind alles Originale. Gemeinsam unterstützten wir auch das neue Linzer Musiktheater.
Christian UrbanJa, auch in diesem Punkt sind wir uns einig. An diesen Dingen wird sich nichts ändern, wenn ich Geschäftsführer bin. Für meine Kulturbegeisterung ist aber nicht mein Vater verantwortlich, sondern meine Mutter: die hat mich schon als Kind immer ins Theater mitgenommen, schon bevor ich das Aussenwerbung-Geschäft kennengelernt habe.
Einer erfolgreichen und harmonischen Übernahme steht also nichts mehr im Wege?
Josef UrbanNein. Wir sehen uns sogar manchmal freiwillig am Wochenende, obwohl wir uns im Büro immer begegnen. Ich glaube, das ist ein gutes Zeichen._