Klar, es gibt viele Risiken, die man tragen muss, wenn man ein Unternehmen gründet. Das Bild mit den Zugschienen ist eigentlich ganz treffend – denn wer den Weg in die Selbständigkeit wagt, läuft gewissermaßen auch Gefahr, überrollt zu werden. Etwa vom bürokratischen Aufwand, schwierigen Rahmenbedingungen, von der Konkurrenz oder dem ständigen Zeitdruck. Womöglich steigt man auch in den falschen Zug ein, verpasst die Haltestelle, entgleist oder weiß der Teufel, was alles passieren kann. Bernhard Aichinger wusste das. Und trotzdem war für ihn immer schon klar, dass er eine eigene Firma gründen möchte. Was er auch im zarten Alter von 21 Jahren tatsächlich umsetzte – er spezialisierte sich auf das Erstellen von Websites und Online-Shops für Firmenkunden. Fünfeinhalb Jahre später hat er mit „E-conomix“ schon ein großes Stück Erfolgsgeschichte geschrieben. Das alleine reicht ihm aber nicht – er möchte auch andere dabei unterstützen, so mutig zu sein wie er, denn „ich will Oberösterreich für Jungunternehmer wieder attraktiv machen. Und ich glaube, ich kann gut vermitteln, dass es Spaß macht, selbständig zu sein, auch wenn viele Rahmenbedingungen noch wesentlich verbessert werden müssen.“
Die Weichen stellen
Die Hürden einer Unternehmensgründung kennt auch Christoph Heumader. „Zu Beginn meiner Selbständigkeit musste ich mich erst einmal behaupten. Was bedeutet schon ein selbständiger IT-Consultant mehr am Markt? Nicht viel. Ein Fehler, den es zu vermeiden gilt, ist, sich nur von ein paar wenigen, großen Kunden abhängig zu machen“, sagt der Freistädter, der sich vor allem für Neugründer, Start-ups und Einpersonenunternehmer (EPU) einsetzen möchte.
Neben den zwei IT-Experten macht Corinna Lindinger, Geschäftsführerin des Werkzeugbau-Unternehmens TFM, das JW-Vorstandsteam komplett. Nachdem sie selbst den Betrieb ihres Vaters übernommen hat, ist sie vor allem für den Bereich Nachfolge die beste Ansprechpartnerin. „Bis 2023 sind es fast 7000 Betriebe, die zur Übernahme bereit stehen“, sagt die Unternehmerin und Mutter eines Sohnes. Um die 60.000 Arbeitsplätze stünden dabei auf dem Spiel. Ein Übernahmeprozess sei aber kein Kinderspiel, so Lindinger. Deshalb fordert sie Förderungen für Berater, die einen Übernahmeprozess begleiten. „Gerade in Familienbetrieben dominieren ja oft die Emotionen, deshalb braucht es da jemanden, der einem zur Seite steht.“
"Auch Jungunternehmer und EPUs sollen die Möglichkeit haben, Lehrlinge auszubilden."
Corinna LindingerLandesvorsitzender-Stellvertreterin, JW
"Bürokratische Aufwände müssen gelockert werden: Partner Staat statt Vater Staat, Aufklärung statt Bestrafung."
Christoph HeumaderLandesvorsitzender-Stellvertreter, JW
Jungunternehmern zur Seite stehen und sich für deren Anliegen einsetzen, das sind auch die Hauptaufgaben der JW. „Wir sind der Staubwedel für die Oberösterreichische Wirtschaft“, sagt Bernhard Aichinger. Und Staub gebe es jede Menge zu beseitigen. Etwa den schweren Zugang zu Finanzierungsmitteln, überbordende bürokratische Aufwände, zu wenige Kinderbetreuungsangebote, damit Selbständige ihre Kinder zum Beispiel in den Ferien gut betreut wissen und auch die hohen Kosten bei der Einstellung des ersten Mitarbeiters. „Man muss die Leistung beim ersten Mitarbeiter eigentlich verdoppeln – deshalb ist es mir wichtig, die Einstellung des ersten Mitarbeiters zu fördern, etwa mit der Senkung der Lohnnebenkosten. Das würde einen Beschäftigungsturbo bringen.“ Er selbst beschäftigt mittlerweile dreizehn Mitarbeiter. Noch bevor diese ins Büro kommen, sitzt er selbst an seinem Schreibtisch – täglich um sechs Uhr startet sein Arbeitstag, vor 22 Uhr kommt er kaum nach Hause. Warum er sich dennoch die Zeit nimmt, sich ehrenamtlich für Jungunternehmer einzusetzen? „Ich bekomme irrsinnig viel zurück. Es ist so eine Art Tapetenwechsel – wenn man nur in der Firma sitzt und operativ tätig ist, kommen einem gar nicht so viele Ideen“, sagt Aichinger. Außerdem sei der große Profit von diesem Einsatz der Austausch und das Netzwerk. „Der Austausch mit anderen Jungunternehmern, sich mit Leuten zu umgeben, die vor den selben Herausforderungen stehen, das ist aus meiner Sicht ein wesentlicher Erfolgsfaktor.“
Das Ticket für Lehrlinge
Christoph Heumader stimmt ihm zu: „Für mich als EPU ist ein Partner- und Kundennetzwerk das A und O. Als JW- Funktionär hat man direkten Zugang zu unternehmerischen Persönlichkeiten.“ Dieser Austausch war auch für Corinna Lindinger immer wesentlich für ihren eigenen Erfolg, sie engagiert sich seit 2009 für die JW. Wofür sie sich im Moment besonders einsetzt, ist der Fachkräftemangel. „Auch ein Jungun- ternehmer muss sich als attraktiver Arbeitgeber positionieren können“, sagt sie. Als kleines Unternehmen habe man nicht die selben Möglichkeiten wie große Konzerne, ihr Lösungsansatz daher: gemeinsame Initiativen wie auch Ausbildungsverbünde. Auch Bernhard Aichinger ist der Meinung, dass in jungen Unternehmen viel zu wenige Lehrlinge ausgebildet werden. „Der Grund dafür sind Unsicherheiten, weil man dabei ein großes Risiko auf sich nimmt. Wir brauchen dringend bessere Rahmenbedingungen!“
Es gibt also viel zu tun für die drei JW- Funktionäre. „Ganz wichtig ist aber auch, dass wir nicht nur fordern, sondern auch das Positive am Jungunternehmer-Sein zeigen“, fügt Aichinger hinzu. Obwohl er nach wie vor von fünf Urlaubswochen pro Jahr nur träumen könne, gebe es nichts Schöneres, als sein eigener Chef zu sein.
"Die Junge Wirtschaft vermittelt den Spirit, dass Jungunternehmer-Sein Spaß macht."
Karin ReiterLandesgeschäftsführerin, JW
DIE JW OBERÖSTERREICH
Das Netzwerk der Jungen Wirtschaft lebt durch engagierte Unternehmer, deren Aufgabe es ist, die Rahmenbedingungen für Jungunternehmer zu verbessern und den Unternehmergeist hinaus zu tragen.
„Ehrenamtliches Engagement ist nicht selbstverständlich, daher freut es mich besonders, dass wir wieder ein engagiertes Team für die nächste Periode haben“, sagt Landesgeschäftsführerin Karin Reiter.
Der neue Landesvorstand repräsentiere das Jungunternehmerbild optimal, vom EPU über den IT-Unternehmer bis hin zur Nachfolgerin. „Einfach ein perfektes Team, das ich gerne als Landesgeschäftsführerin begleite.“